ZUM SCHAUSPIELHAUS

Der nächste Schritt beim Ausbau der innerstädtischen Nord-Süd-Achse betraf die Fortsetzung der Nord-Süd-Straße zum Schauspielhaus.

Um dieses Projekte zum Abschluss zu bringen, musste am Bahnhof Bochum-Süd eine neue Eisenbahnüberführung gebaut werden.

Weil sowohl über die konkrete Ausgestaltung der westlichen Einfahrt zum neuen Bochumer Hauptbahnhof, als auch über den Rückbau der Anlagen des alten Bahnhofs noch keine Entscheidung gefallen war, musste der Neubau der Brücken einstweilen warten.

Auf dem Beitragsbild vom 19. Mai 1951 sind die Brücken am Bahnhof, die südlich davon gelegenen Grundstücke und die Jägerstraße gut zu erkennen (Stadt Bochum, Pressestelle). Über die Brücke fährt soeben ein vermutlich von einer Dampflok der Baureihe 03 geführter Personenzug in Richtung Dortmund.

STRASSENBAU SÜDLICH DER BAHN

Um beim Neubau der Stadt keine Zeit zu verlieren – es ging ja nicht nur um die Bahn, sondern auch um den Neubau von Geschäftshäusern im Straßenverlauf – initiierte die Stadt bereits 1952 die Fortsetzung des Straßenbaus auf der Südseite der Eisenbahnüberführung.

Zwischen dem Schauspielhaus und der Clemensstraße folgte die Weiterführung der Nord-Süd-Straße der ehemaligen Jägerstraße. Zwischen der Clemensstraße und dem Bahndamm wurde sie neu angelegt. Dazu erwarb die Stadt die notwendigen Grundstücke an der Hattinger Straße.

In Höhe der Einmündung der Oskar-Hoffmann-Straße in die Königsallee, entstand eine großzügige Kreuzung.

Bei der Anlage der neuen Kreuzung musste auf die Linie 9 nach deren Einstellung am 8. Dezember 1951 keine Rücksicht mehr genommen werden. Anders als ursprünglich von der Stadt geplant, wurde der Plan, eine modern trassierte Straßenbahnstrecke über die Königsallee nach Stiepel zu führen, aufgegeben.

PROVISORISCHER UMBAU

Zunächst wurde die neue Kreuzung am Schauspielhaus nur von der Straßenbahnlinie 6 benutzt. Vom Bahnhof kommend fuhr sie zunächst ein kurzes Stück über die Hattinger Straße. An der Clemensstraße bog sie nach links ab, um dann über die Jägerstraße das neue Schauspielhaus zu erreichen. Hier bog die Linie 6 über ein provisorisches Gleis nach Osten in die Oskar-Hoffmann-Straße in Richtung Wiemelhausen ab.

Im Juli 1953 wurde die neue Gleisverbindung in Betrieb genommen. Im folgenden Winterhalbjahr entstand vermutlich das Postkartenmotiv des hell erleuchteten Schauspielhauses. Im Vordergrund links ist die provisorische Gleisverbindung in die Oskar-Hoffmann-Straße gut zu erkennen (Verlag Werner Teschner, Castrop-Rauxel – Sammlung Ludwig Schönefeld).

NEUE BRÜCKEN

Am Bahnhof nutzten der Individualverkehr und die Straßenbahn weiterhin die bestehende Unterführung. Die Gleisanlage vor dem Handelshof wurde weiterhin als Endstelle für die Linien 2, 7 und 17 genutzt.

Zwischen 1954 und 1957 wurde der Bochumer Hauptbahnhof an seine heutige Stelle verlegt. Die Bahnstrecke wurde im Zusammenhang mit der Verlegung angehoben. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, auch die seit nunmehr rund fünfzig Jahren bestehende Eisenbahnüberführung am alten Bahnhof zu erneuern.

Damit war zum Jahreswechsel 1957/58 der Weg frei, die Viktoriastraße und die Königsallee in einer Fluchtlinie zu verbinden. Zugleich entstand für die Hattinger Straße ein Anschluss an die Schauspielhaus-Kreuzung. Dafür hatte die Stadt mehrere Trümmergrundstücke auf der Nordseite der St.-Meinolphus-Kirche erworben.

Die Straßenbahn erhielt in den neu angelegten, vierspurigen Straßenzügen zweigleisige Trassen in der Straßenmitte. Vor dem Schauspielhaus wurden ein großzügiges Gleisdreieck und eine neue Haltestellenanlage für die Straßenbahn in der Nord-Süd-Achse angelegt. Nach dem Abschluss des U-Bahn-Baus wurde diese durch eine neue Haltestellenanlage in der Hattinger Straße ersetzt.

Das nachfolgende, vom Dach des Schauspielhauses aufgenommene Foto zeigt die Schauspielhaus-Kreuzung, die neuen Eisenbahnbrücken sowie die neue Gestaltung und das Umfeld des Westfalenplatzes im September 1959 (Stadt Bochum, Pressestelle).

Auch das Postkartenmotiv des nächtlich erleuchteten Schauspielhauses wurde nach der Fertigstellung des Gleisdreiecks neu aufgelegt (Postkarte ohne Verlagsangabe – Sammlung Ludwig Schönefeld).

BERLINER PLATZ

Die zum Bochumer Katholikentag angelegte dreigleisige Endstelle in der Viktoriastraße wurde ebenso wie die Gleise vor dem Handelshof in dieser letzten Umbauphase entfernt. Die Straßenbahngleise in dem nunmehr „verkehrsberuhigten“ Teilstück der Hattinger Straße wurden sehr bald entfernt. Die Straße selbst wurde nach der Sanierung in „Alte Hattinger Straße“ umbenannt.

Am „Handelshof“ entstand durch die Umbauten der „Berliner Platz“. Im Süden wurde der neue Innenstadtplatz durch ein Wendegleis der Straßenbahn begrenzt. Es verband die Viktoriastraße mit der Kortumstraße und der Gleisspange in der Kirchstraße.

Da die Linien 6, 7 und 17 inzwischen über den Südring zum neuen Hauptbahnhof fuhren, machte die neue Wendeschleife betrieblich nur bedingt Sinn. Das änderte sich erst mit der Einführung der Verstärkerlinie 27 zwischen dem Berliner Platz und Gerthe. Dank der auf beiden Seiten vorhandenen Schleifen entstand hier für die in der eigenen Werkstatt gebauten, zweiachsigen Einrichtungswagen – Spitzname „Elefant“ – ein passendes Einsatzgebiet.

Zum Fahrplanwechsel 1967 wurde die „27“ eingestellt. Die „Schleife Kirchstraße“ hielt sich noch bis zum U-Bahn-Bau, für den in Höhe des Engelbertbrunnens ein Zuführschacht angelegt wurde, als Betriebsstrecke. Die „Elefanten“ rollten 1968 auf das Abstellgleis.

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