NACH EPPENDORF

Am 25. Juli 1913 wurde die 4,3 Kilometer lange neue Straßenbahnstrecke zwischen dem Abzweig an der Kanonenwerkstatt und Eppendorf eröffnet.

Wenige Tage später, am 4. August 1913, waren weitere 200 Meter Streckenverlängerung bis zur Endstelle „Oberdahlhausen“ einsatzbereit.

Eine erste Ausweiche befand sich in Höhe der Zeche Engelsburg. Von dort aus verlief das Gleis auf der rechten Straßenseite zunächst über die Eisenbahnbrücke und dann zwischen den Feldern bis zum Dorfkern in Eppendorf.

Die Straßenbahn nutzte die lokalen Gegebenheiten im Dorfzentrum von Eppendorf zur Anlage einer zweiten Ausweiche, indem sie das 1867 auf einem Rondell errichtete Eppendorfer Kriegerdenkmal beidseitig umfuhr.

Eine dritte Ausweiche befand sich in der Ruhrstraße in Höhe der Wirtschaft „Kamplade“. Auch die Endstelle in Oberdahlhausen war als Ausweiche angelegt.

HÄUFIGER WECHSEL DER LINIENNUMMER

Der neue Streckenast wurde zunächst mit der Linie 5 Bochum – Werne zu einer neuen Linie 5 von Oberdahlhausen über Eppendorf, Bochum und Laer nach Werne verbunden.

Mit der Aufnahme des Gemeinschaftsverkehrs zwischen Günnigfeld und Langendreer am 16. September 1924 übernahm die Linie 10 den Streckenast nach Werne. Die „5“ wechselte ihre Liniennummer und war fortan als Linie 4 zwischen Oberdahlhausen und Witten unterwegs.

Im Mai 1937 wurde die Linienbezeichnung nochmals geändert. Aus der Linie 4 wurde jetzt die Linie 14 mit dem neuen Linienweg von Oberdahlhausen nach Werne. Die Ziffer 4 und der Linienast nach Witten wurde der Strecke von Höntrop nach Witten zugeordnet. Die 1933 eingeführte Verstärkerlinie 3 (Wattenscheider Straße – Laer) wurde durch die Linie 24 ersetzt.

Am 1. Februar 1938 kam es mit der Übernahme der Strecken der Westfälischen Straßenbahn GmbH noch einmal zu einer Neuordnung der Linien. Sie hatte recht lange Bestand: Jetzt fuhr die Linie 10 von Höntrop nach Witten, die Linie 20 von Oberdahlhausen über über Werne zum Bahnhof Langendreer und die Linie 30 als Verstärker vom Bochumer Rathaus nach Laer. Das Streckenstück von Werne nach Langendreer war zuvor von der Linie H der Westfälischen Straßenbahn GmbH bedient worden.

LINIE 20 / LINIE 16

Zwischen der Eisenbahnbrücke und dem Dorfkern in Eppendorf präsentierte sich die Strecke von der Eröffnung bis zur Einstellung als Überlandstraßenbahn. Der 1925 im Zusammenhang mit dem Ausbau der Essener Chaussee vorangetriebene zweigleisige Ausbau von der Wattenscheider Straße bis in die Engelsburger Straße wurde nicht bis Eppendorf fortgeführt.

Die einzige Veränderung brachte der Ausbau der Ruhrstraße zwischen Eppendorf und Oberdahlhausen in den 1960er-Jahren. Das Straßenbahngleis und die Ausweiche „Kamplade“ lagen fortan in der Straßenmitte.

Die längste Zeit war die Strecke von Bochum nach Eppendorf und Oberdahlhausen als Linie 20 auf der Relation Oberdahlhausen – Bochum – Laer – Werne – Langendreer in Betrieb.

Am 30. Juni 1969 wurde der Streckenabschnitt Laer – Werne – Langendreer stillgelegt und durch die Omnibuslinie 45 abgelöst. Die Eppendorfer Strecke wurde jetzt mit der Linie Bochum – Kirchharpen zu einer neuen Linie 16 verbunden.

Am 17. November 1973 wurde auch diese Verbindung eingestellt und durch die verlängerte Omnibuslinie 45 ersetzt.

Die Eppendorfer Bevölkerung wollte sich damit nicht abfinden. Als Reaktion auf die Bürgerproteste sicherte die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG zu, die Gleise im Hinblick auf eine spätere Reaktivierung betriebsbereit zu halten.

Tatsächlich blieben die Gleise noch lange liegen. Die Straßenbahn kehrte jedoch nicht nach Eppendorf und Oberdahlhausen zurück.

Das Beitragsbild ist ein besonders wertvolles Zeitdokument aus der Sammlung von Heinz-Günter Spichartz. Es wurde 1921 von dem Bochumer Fotografen H. Rohves vor der Gaststätte von Fritz Dohm und vermutlich in dessen Auftrag an der Engelsburger Straße aufgenommen. Hier musste für die Straßenbahnlinie nach Eppendorf eine Brücke errichtet werden, um die Gleise der Bahnlinie von Bochum über Höntrop nach Steele zu kreuzen.

Die erste Brücke wurde im Laufe der Jahre durch eine Stahlfachwerk-Konstruktion für die Straßenbahn und den Individualverkehr ersetzt. Inzwischen wurde auch sie ersetzt.

Die Bildfolge dokumentiert recht gut den Verlauf der Eppendorfer Straßenbahnstrecke. Der größte Teil der Fotos wurde am 2. September 1973 von Dieter Höltge aufgenommen. Einige Motive hielt er dabei auf Dias fest. Kurze Zeit nach seinem Besuch, im November 1973, wurde die Linie 16 stillgelegt.

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  • Die längste Zeit fuhr die Linie 20 nach Eppendorf - in den 1950er-Jahren mit "Gastell"-Triebwagen.
    Sammlung Heimatverein Eppendorf e.V.