HAUS WEITMAR

Weitmar war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein beliebtes Ausflugsziel für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt. Dies lag vor allem an der gepflegten und zeitweise auch öffentlich zugänglichen Parkanlage des Hauses Weitmar, einem ehemaligen Schultenhof des Klosters Werden, dessen historische Wurzeln bis in das 8. Jahrhundert zurückreichen.

Im weiteren Straßenverlauf folgten auf den Schloßpark die weitläufigen Wald- und Wiesenflächen des Weitmarer Holzes. Aufgrund der am Wochenende in großer Zahl Erholung suchenden Ausflügler hatten sich im Verlauf der Hattinger Straße auch zahlreiche Speisegaststätten angesiedelt. Diese warben mit einer guten Küche, lauschigen Biergärten und den zumeist unmittelbar vor der Tür liegenden Straßenbahnhaltestellen.

Ein Beispiel war die Gartenwirtschaft von G. Garthmann in Bärendorf (Postkarte ohne Verlagsangabe – Sammlung Ludwig Schönefeld), die unter neuem Namen bis heute als Restaurant existiert.

NATUR UND KUNST

Zur Zeit der Eröffnung der Straßenbahnlinie von Bochum nach Weitmar war das 1592 an der Stelle des Schultenhofes errichtete und mehrfach ausgebaute Wasserschloß bestens gepflegt. Im Zentrum der Parkanlage, das von der Haltestelle der Straßenbahn über eine alte Baumallee erreicht werden konnte, gab es einen prächtigen Springbrunnen.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Anlage, die sich bis heute in Privatbesitz befindet, weitgehend zerstört. Das erhaltene Vorburggebäude wurde 1968 abgebrochen.

Die Ruinen von Haus Weitmar stehen seit 1995 unter Denkmalschutz. Im weitläufigen Schloßpark errichtete Alexander von Berswordt-Wallrabe, dessen Familie seit 1780 Eigentümerin des Anwesens ist, Anfang der 1970er-Jahre eine Kunstgalerie. 1990 übergab er seine zeitgenössische Kunst- und Skulpturensammlung der Ruhr-Universität Bochum als Schenkung. Seit 2010 sind Werke aus der Sammlung in der „Situation Kunst“ zu sehen, einem eigens dafür im Schloßpark errichteten Museumsbau. 2015 wurde dieses Museum um das ebenfalls im Park angelegte „Museum Unter Tage“ (MuT) ergänzt.

Das Beitragsbild zeigt das Haus Weitmar auf einer Postkarte aus dem Jahr 1908 (Unbekannter Postkartenverlag – Sammlung Stadt Bochum, Pressestelle). In Höhe des Eingangs zum Schloßpark lagen das Restaurant von Gustav Theine und die Haltestelle der Straßenbahn (Verlag Jean Meyer, Bochum – Sammlung Ludwig Schönefeld).

GEPFLEGTE VILLEN

Die prächtigen Parkanlagen und der historische Baumbestand des Hauses Weitmar, aber auch das noch weitgehend unbebaute Umfeld der Hattingerstrasse trugen dazu bei, dass sich um die Jahrhundertwende auch betuchte Bürger zwischen dem Amtshaus und dem Zugang zum Haus Weitmar niederließen.

Die heute noch erhaltenen Gebäude sind gut gepflegt. Architektur und Ausstattung berichten vom Zeitgeschmack des Bürgertums um die Jahrhundertwende.

Stilprägend war das am 28. August 1899 eingeweihte Weitmarer Amtshaus (Verlag Johann Lücking, Weitmar – Sammlung Ludwig Schönefeld). Das von Peter Zindel aus Essen entworfene Gebäude wurde aber im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut und ergänzt.

Die folgende Postkarte aus dem Jahr 1905 zeigt die an das Amtshaus in Richtung Süden angrenzenden Villen (Postkarte ohne Verlagsangabe – Sammlung Ludwig Schönefeld). Die Baulücken zwischen den Gebäuden wurden inzwischen geschlossen. Auch die rechts sichtbaren Freiflächen vor dem Schloßpark Weitmar sind heute bebaut.

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