AUFBRUCH

Erst nach drei Jahren Pause, am 1. Mai 1947, war der Straßenbahnbetrieb auf der Linie 9 zwischen Bochum-Süd und der Kaiseraue wieder möglich.

Ein weiteres Jahr später, am 3. August 1948, konnte die Linie wieder auf der gesamten Länge bis zur südlichen Endstelle „Ehrenfeld, Wohlfahrtstraße“ in Betrieb genommen werden.

VERWÜSTUNGEN AM BAHNHOF BOCHUM-SÜD

Rund um den „Handelshof“ hatten die Bombardements im Zweiten Weltkrieg schwere Verwüstungen angerichtet: Die Hotels an der Bahnhofstraße waren bis auf die Grundmauern zerstört. Vom stolzen „Handelshof“ war nur noch der Betonkern geblieben.

Ein Symbol des Wiederaufbaus war in dieser schweren Zeit die Chance, im September 1949 den 73. Deutschen Katholikentag in Bochum auszurichten.

Damit gab es ein Ziel. Alle Anstrengungen der Bürgerschaft und der Stadt konzentrierten sich darauf, als Gastgeber des Katholikentages eine bestmögliche Visitenkarte abzugeben.

Für die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG stand dabei der Wiederaufbau der Haltestellenanlage am Bahnhof Bochum-Süd im Vordergrund.

Mittendrin – das zeigt das Beitragsbild aus dem Archiv der Pressestelle der Stadt Bochum aus dem Frühjahr 1949 – die Linie 9.

Dazu wurden die Gleise vor dem „Handelshof“ und die Weichenanlage in der Bahnhofstraße wurden erneuert. In der Viktoriastraße entstand für den erwarteten Besucherstrom eine neue, dreigleisige Haltestellenanlage.

Parallel dazu errichtete die Bahn einen neuen provisorischen Hauptbahnhof, den sogenannten „Katholikentagsbahnhof“, anstelle des im Krieg vollständig zerstörten Bahnhofs Bochum-Süd. Das Gebäude ist bis heute erhalten.

MAMMUTAUFGABE

Mit Blick auf den Termin des Katholikentages musste alles schnell gehen. Vermutlich liegen im Bereich des Handelshofs bis heute die Grundmauern und zugeschütteten Keller der im Krieg zerstörten Gebäude unter dem Straßenplanum der Viktoriastraße.

Überhaupt war die Reparatur der Straßenbahnstrecken eine Mammutaufgabe. Und das nicht nur in der Innenstadt: Um Reparaturgleise zu gewinnen, wurden nach dem Geschäftsbericht 1946/47 der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG, im Freigrafendamm in Bochum, in der Wildenbruchstraße in Gelsenkirchen und auf der Strecke nach Gelsenkirchen-Horst sowie an einigen anderen Stellen rund zwei Kilometer Gleis und eine Weiche ausgebaut.

In der gesamten Bochumer Innenstadt, auch im Verlauf der Bahnhofstraße und der Kortumstraße gab es schwere Kriegsschäden. Auch in der Brückstraße waren einige Gebäude bis auf die Grundmauern zerstört.

Ein Beispiel für Neuaufbau, aber auch für die provisorische Weiterführung der Geschäfte sind die Geschäftshäuser der Firma Weiser und der Familie Schulte-Ladbeck (Stadt Bochum, Pressestelle). Zum Teil konnte man noch in den 1980er-Jahren anhand fehlender Stockwerke die Kriegsschäden erkennen.

BESTENS VORBEREITET

Als am 1. September die Besucher zum Katholikentag anreisten, waren die Strecken und der Wagenpark der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG bestens vorbereitet. Alle Arbeiten konnten termingerecht abgeschlossen werden.

Das Empfangsbüro des 73. Katholikentages wurde im Erdgeschoss des ansonsten bis auf den Betonkern zerstörten „Handelshofes“ eingerichtet. Das Bild unten stammt aus dem Archiv der Pressestelle der Stadt Bochum. Es dokumentiert, dass zur Bewältigung des Besucheranstroms auch andere Verkehrsbetriebe aushalfen. Der Triebwagen links gehört der der Vestischen Straßenbahnen GmbH, ist aber nicht im Linienverkehr, sondern als Sonderwagen (Steckschild im Führerstand) unterwegs. Der Beiwagen rechts stammt von der Essener Straßenbahn.

Zur Eröffnungsmesse in der Mechanischen Werkstatt des Bochumer Vereins kamen nach den offiziellen Schätzungen etwa 60.000 Menschen.

Rund 600.000 Gläubige sollen den Abschlussgottesdienst am 4. September 1949 auf dem Festplatz im Bereich des heutigen Gewerbegebiets „Seilfahrt“ besucht haben.

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