DURCH HAMME

In Höhe der auf der Skizze im vorherigen Kapitel nicht mehr sichtbaren Einmündung der Hildegardstraße befand sich die erste Ausweiche.

Kurz darauf folgte die anfangs niveaugleiche Kreuzung der zwischen 1867 und 1876 eröffneten Bahnstrecke von Bochum über Riemke nach Gelsenkirchen. Hinter dem Bahnübergang wurde das Gleis in stadtauswärts rechter Seitenlage durch die Gemeinde Hamme geführt.

Hamme war um die Jahrhundertwende eine aufstrebende, bürgerlich geprägte Gemeinde. Die Dorstener Chaussee wurde von großen und hohen Gebäuden im Architekturstil der Gründerzeit gesäumt.

Das dokumentiert die nachfolgende Postkarte aus dem Jahr 1908. Das Motiv entstand in Höhe der heutigen Hausnummer Dorstener Straße 109. Hier befindet sich heute die Straßenbahn-Haltestelle „Amtsstraße“.

Die meisten dieser prächtigen Häuser wurden im Zweiten Weltkrieg bis auf die Grundmauern zerstört. Erhalten geblieben sind zwei Häuser an der Stelle, wo sich im Bild der junge Mann auf der rechten Seite aufhält (Dorstener Straße 164 und 166). Etwa in Höhe des ersten Oberleitungsmasten trifft heute die Feldsieper Straße auf die Dorstener Straße.

HAMME KIRCHE

Im Zentrum von Hamme lag in Höhe der Einmündung der ehemaligen Schulstraße (seit 1904 Von-der-Recke-Straße) die zweite Ausweiche der Straßenbahnstrecke. Die heutige Haltestelle der Straßenbahn heißt traditionell „Hamme Kirche“. Dies, obwohl die Kirchen in Hamme nicht unmittelbar an der Dorstener Straße lagen.

Auf dem Beitragsbild, das um die Jahrhundertwende entstand, ist die Ausweiche gut zu erkennen (Sammlung Gretel Bauer – Stadtarchiv – Bochumer Institut für Stadtgeschichte). Von den hier sichtbarten Häusern ist nur das etwas in den Hintergrund verschobene Gebäude auf der linken Straßenseite (Von-der Recke-Straße 4).

Ein interessantes Detail der historischen Postkarte ist der abgebildete Straßenbahnwagen mit der Nummer 5. Er gehört noch zum Fahrzeugpark der Straßenbahn Bochum – Herne. Der Fotograf „erwischte“ ihn somit außerhalb seiner eigentlichen Stammstrecke.

SCHWERES SCHICKSAL

In Hamme lebten auch einige Familien, die sich zum jüdischen Glauben bekannten. Dort, wo heute die Häuser Dorstener Straße 204 und 206 stehen, befanden sich früher die auf der Postkarte links gezeigten Gebäude (Sammlung Stadtarchiv – Bochumer Institut für Stadtgeschichte). Hier lebte bis zu ihrer Deportation im Jahr 1942 die Familie Alexander. In Erinnerung an ihr Schicksal wurden an dieser Stelle 2010 vier „Stolpersteine“ verlegt.

Die historische Postkarte dokumentiert auf diesem Teilstück erneut den ursprünglichen, neben dem Straßendamm angelegten eigenen Bahnkörper für die Straßenbahn.

NACH HANNIBAL I/III

Zwischen Hamme und Hofstede / Marmelshagen war die Dorstener Chaussee bereits 1846 in Verlängerung der Kohlenstraße und der heutigen Gahlenschen Straße als Kunststraße ausgebaut und gepflastert worden. Sie war auf diesem Teilstück Bestandteil des sogenannten „Kohlendamms“, auf dem Fuhrleute die Kohlen aus dem südlichen Ruhrgebiet an die Lippe beförderten.

Die Straßenbahn wurde deshalb auch zwischen Hamme und der Schachtanlage Hannibal I/III von Anfang an auf einem eigenen Bahnkörper angelegt.

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