NACH WITTEN

Fast zeitgleich mit der Straßenbahnverbindung in Richtung Hattingen trieb die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn den Ausbau des Netzes nach Osten in Richtung Laer, Werne und Witten voran.

Sowohl die Laer als auch das benachbarte Werne und Langendreer erlebten um die Jahrhundertwende dank Bergbau und Industrie eine stürmische städtische Entwicklung mit starkem Bevölkerungszuwachs. Während das Amt Langendreer kommunalpolitisch sehr eigenständig war, verfolgte die Bochumer Kommunalpolitik mit der frühen Verkehrsanbindung von Laer und Werne das Ziel, die aufstrebenden Ortschaften möglichst eng an Bochum zu binden.

Als erstes Teilstück der Verbindung in den Bochumer Osten wurde die Strecke von der Innenstadt nach Laer gebaut.

Ausgangspunkt war die Ausweiche Maarbrückerstraße vor dem Bochumer Rathaus. Von dort verlief die Strecke über die sehr enge Bongardstraße, die Obere Marktstraße und die Buddenbergstraße zur Wittener Straße.

Das Beitragsbild, eine Postkarte aus dem Bochumer Verlag von Paul Caspar (Sammlung Ludwig Schönefeld) zeigt einen Straßenbahnzug der Linie 4 in der Oberen Marktstraße. Sie war in den 1920er-Jahren vermutlich in Bochum der Straßenzug mit den am prächtigsten ausgestatteten Geschäften.

KEINE DREHSCHEIBE

An der Kreuzung mit der Kortum- und Hochstraße wurde ein Abzweig zu der am 1. März 1896 eröffneten Verbindung vom „Kortländer“ zum Bahnhof Bochum-Süd vorgesehen. Die Überlieferung, dass sich an dieser Stelle eine Drehscheibe für Straßenbahnwagen befunden hätte, ist zwar eine schöne Geschichte, ist aber historisch nicht richtig. Die heutige Bezeichnung „Drehscheibe“ lehnt sich vielmehr an die Heuer-Ampel an, mit der in den 1930er-Jahren der Verkehr auf der unübersichtlichen, aber stark befahrenen Kreuzung geregelt wurde.

In der Wittener Straße befand sich kurz hinter der Einmündung der 1904 angelegten Arndtstraße die erste Ausweiche. Hinter dieser Ausweiche folgte die Trasse der Wittener Straße nach Laer.

Die eingleisige Strecke lag zunächst stadtauswärts auf der rechten, südlichen Straßenseite. Wo immer möglich, wurde das Gleis auf einem eigenen, von der Straße durch Bordsteine abgetrennten Bahnkörper verlegt. An der Einmündung Lohbergstraße und in Höhe der zwischen 1888/89 errichteten Lukaskirche in Altenbochum befanden sich weitere Ausweichen.

Die Endstelle der neuen Strecke befand im heutigen Kreuzungsbereich der Wittener Straße und des Werner Hellwegs, etwa dort, wo sich heute ein großes Möbelhaus befindet.

Am 3. August 1898 wurde die 4,51 Kilometer lange Strecke nach Laer eröffnet.

MIT EIGENEM BETRIEBSHOF

Bereits wenige Monate später, im Frühjahr 1899, begann man im Vorgriff auf den weiteren Ausbau des Straßenbahnnetzes im Bochumer Osten mit dem Bau eines neuen Betriebshofs.

Das Grundstück dafür lag in Höhe des Amtshauses Bochum-Süd auf dem Grundstück Wittener Straße 129 unmittelbar hinter der Überführung über die Bahnstrecke von Bochum-Nord nach Weitmar. 1902 waren die Bauarbeiten vollständig abgeschlossen.

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  • Die Rathauskreuzung: Vor dem Geschäft von H. Schneider war die Haltestelle in Richtung Osten.
    Postkarte ohne Verlagsangabe - Sammlung Ludwig Schönefeld