NACH LÜTGENDORTMUND

Mit der Inbetriebnahme der Stadtstrecke in Bochum konnte 1910 der Anschluss vom Schwanenmarkt zum Bahnhof Bochum-Süd hergestellt werden. Vorausgegangen war ein längerer Rechtsstreit zwischen der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG und der Bochum-Castroper Straßenbahn GmbH. Er wurde mit einem Vergleich beendet. Damit war der Weg zur Anbindung an die Bergisch-Märkische Eisenbahn am Bahnhof Bochum-Süd frei.

AUSBAU IN HARPEN

Der Harpener Streckenast wurde zwischen dem 1. und 15. Mai 1911 von der ursprünglichen Endstelle in der Dorfstraße über die neue Kreisstraße bis zur Bauernschaft Dellwig Holte und vom 12. September 1911 bis zum 20. Januar 1912 von dort bis nach Lütgendortmund verlängert.

Die Verzögerungen beim Bau des zweiten Streckenabschnitts waren auf Transportengpässe bei der Staatsbahn zurückzuführen. Sie verzögerten die Lieferung der Baumaterialien. Nach der ersten Baustelle an der Kreuzung von der Harpener und der Wuppertaler Provinzialstraße am 12. September 1911 wurden weitere Baustellen am 1. Oktober in Harpen und am 9. November am Amtshaus Lütgendortmund eingerichtet.

Das Streckengleis der Straßenbahn wurde auch auf der Neubaustrecke jeweils auf der nördlichen, aus Richtung Harpen linken Straßenseite fortgeführt. Ausweichen gab es auf diesem Streckenstück vor der Kreuzung mit der Provinzialstraße in Höhe der Gastwirtschaft Plesken und in Lütgendortmund.

VERZÖGERUNG DURCH STREIK

Zu Weihnachten 1911 war die 6,15 Kilometer lange Strecke bis auf Reste der Oberleitung fertiggestellt. Ein Streik bei den Siemens-Schuckert-Werken verhinderte die Fertigstellung der Fahrleitung bis zum Jahresende.

Am 20. Januar 1912 konnte die Straßenbahnverbindung von Harpen zum Amtshaus in Lütgendortmund in Betrieb genommen werden.

Wie bei den vorangegangenen Strecken erklärten sich die an der Gesellschaft beteiligten Gemeinden bereit, die durch die Straßenbahn genutzten Straßen auf eigene Kosten auf die notwendigen 7,5 bis 8 Meter Breite auszubauen. Finanziell war das für den Straßenbahnbetrieb ein großer Vorteil.

Das vermutlich um 1910 als Postkartenmotiv entstandene Beitragsbild (Sammlung Stadt Bochum, Pressestelle) zeigt einen Straßenbahnwagen in der Harpener Dorfstraße. Bis in die Nachkriegsjahre hinein hat sich an dieser Stelle, an der Einmündung der Gerther Straße in den Harpener Hellweg, kaum etwas verändert:

Auf dem 1950 aufgenommenen Bild aus dem Bestand der Pressestelle der Stadt Bochum gibt es nur wenige Kraftfahrzeuge.

Interessant ist das offensichtlich neu montierte Haltestellenschild mit dem in diesem Bereich bis zur Einstellung der Strecke gültigen Zusatz „Nur auf dieser Seite ein- und aussteigen!“. Ein offensichtlich älteres, zweites Haltestellenschild, hat man – aus welchen Gründen auch immer – an seinem Platz belassen.

Etwa 10 bis 15 Jahre nach dem Beitragsbild wurde für eine Buchpublikation ein 1913 von der Waggonfabrik Uerdingen gebauter Triebwagen zusammen mit einer Schulklasse in der mittleren Dorfstraße fotografiert. Dieses Motiv und weitere Impressionen aus der Anfangszeit der Linie enthält der nachfolgende Slider.

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  • Die Aufnahme der Schulklasse in der mittleren Dorfstraße dürfte um 1925 entstanden sein.
    Unbekannter Fotograf - Sammlung Stadt Bochum, Pressestelle