REVIER-BLUES

Ende der 1970er-Jahre hatte der Strukturwandel im Ruhrgebiet Fahrt aufgenommen: Der Bergbau konzentrierte sich auf wenige Großschachtanlagen. Im Dienstleistungssektor hielt die IT-Technik Einzug.

Die Städte im Ruhrgebiet präsentierten sich in dieser Zeit, zwischen 1975 und 1985, recht hetorogen: Während sich die Zentren zunehmend modern und freundlich präsentierten, waren die Stadtteile häufig heruntergekommen: Vororte eben.

In Bochum betraf das nach meiner Erinnerung vor allem Gerthe und Harpen, Hamme und Riemke, Langendreer und Wattenscheid.

Den Castroper Hellweg hatte man zwischen „Grümerbaum“ und Gerthe immer wieder geflickt. An vielen Stellen war der Straßenbelag rissig. Auch die parallel zum Castroper Hellweg verlaufende, einst hochmoderne Straßenbahntrasse war sichtbar „in die Jahre“ gekommen.

In die bestehende Infrastruktur wurde – so hatte es den Anschein – nur investiert, wenn Reparaturen unaufschiebbar waren. Wenn es um die Straßenbahn ging, hoffte man auf die Fertigstellung der seit Anfang der 1970er-Jahre im Bau befindlichen Stadtbahn-Strecken. Die 1974 eingeleitete Anschaffung neuer Triebwagen für den Stadtbahn-Vorlaufbetrieb sollte im Fahrzeugbereich helfen, den Wandel von der Straßenbahn zur „echten“ Stadtbahn zu überbrücken.

Ohne dass es in der Absicht der Fotografen gelegen hätte, dokumentieren viele private Aufnahmen, die zwischen 1975 und 1985 im Ruhrgebiet entstanden, die Transformation der Region vom klassischen Montanstandort zu einer modernen, digital und international vernetzten Dienstleistungsregion.

Beispiele dafür sind die hier gezeigten Fotos von Manfred Möller. Sie wurden am 7. April 1979 bei bereits einsetzender Abenddämmerung in Höhe der damaligen Straßenbahn-Hauptwerkstatt Bochum-Gerthe aufgenommen. Daraus resultieren lange Belichtungszeiten und geringe Tiefenschärfe, aber eben auch die ganz eigentümliche, melancholische Stimmung des Revier-Blues.

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