AUFBAUJAHRE

Nach dem Krieg wurde der Verkehr nach und nach analog zur letzten Vorkriegssituation aufgenommen.

Ab dem 1. März 1950 fuhren die Linien 8 und 18 wieder im Gemeinschaftsverkehr nach Recklinghausen. Partner war jetzt die am 1. Februar 1940 aus der Vestischen Kleinbahnen GmbH hervorgegangene Vestische Straßenbahnen GmbH. Die Fahrzeuge auf der Linie 8 nach Hattingen und Blankenstein stellte die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG, die auf der Linie 18 größtenteils die Vestische Straßenbahnen GmbH.

Im Geschäftsjahr 1951/52 konnte auch der durchgehende zweigleisige Ausbau zwischen Weitmar und Linden angegangen werden. Zwischen der Einmündung der Straße „Am Röderschacht“ und Linden war die Strecke zuvor noch eingleisig. Sogar die noch aus den Anfangsjahren stammende Trassierung – parallel zur Straße auf einem eigenen, mit einer Bordsteinkante abgetrennten Bahnkörper – hatte sich hier erhalten. Das dokumentiert das nachfolgende, kurz vor dem Ausbau entstandene Bild vom 17. November 1951.

Die Arbeiten begannen am 8. April 1952 in Höhe der Weiche an der Haltestelle „Röderschacht“. Der zweite Bauabschnitt, zwischen der Gaststätte Lutz in Linden und der Einmündung der Kesterkampstraße, wurde am 14. August 1952 in Angriff genommen. Insgesamt war dadurch der Verkehr im Zentrum von Linden für drei Monate stark beeinträchtigt.

NEUE FAHRLEITUNGEN UND BAHNKÖRPER

Zwischen Linden und Dahlhausen wurden ab dem 13. Februar 1953 die alten Fahrleitungsmaste gegen eine moderne Kettenfahrleitung getauscht.

Beibehalten wurde demgegenüber zunächst der aus den Anfangsjahren stammende, mit Split eingeschotterte eigene Bahnkörper auf der Südseite der Dr.-C.-Otto-Straße. Hier wurden im Mai / Juni 1954 die Gleise erneuert. Die Verlegung der Schienen in die Straßenmitte erfolgte erst in den 1960er-Jahren.

HALTESTELLE AN DER RADRENNBAHN

Auf „vielfaches Drängen“ der Bevölkerung hielten die Linien 8 und 18 ab dem 9. November 1953 an einer neuen Haltestelle in Höhe der Einmündung der Friederikastraße – zwischen Bärendorf und dem Bergmannsheil. Hier befand sich der Eingang zu der 1924 eröffneten Bochumer Radrennbahn.

Die Tribünen boten Platz für rund 12.000 Zuschauer. Auch Internationale Radrennen und Deutsche Meisterschaften wurden in der Bochumer Radsport-Arena ausgetragen.

Anfang der 1950er-Jahre wurde der Eingangsbereich der Bahn neu gestaltet. In den 1960er- und 1970er-Jahren jedoch sank das Interesse am Radsport. 1977 wurde die Bahn abgebrochen. Das Gelände ist heute mit modernen Wohnhäusern überbaut. Die Haltestelle in der Steigungsstrecke zwischen Bergmannsheil und Bärendorf ist geblieben. Für die Straßenbahnfahrer hat sie jedoch dank moderner Steuerungstechnik „ihre Schrecken“ beim Bremsen und Anfahren verloren.

BRÜCKENBAU AM RHEIN-HERNE-KANAL

Deutlich länger als alle anderen Unterbrechungen war die durch Brückenbauarbeiten notwendige Trennung der Strecke am Rhein-Herne-Kanal. Der Neubau der Überführung zog sich von 1951 bis 1955.

Am 17. Juli 1951 wurde die bestehende Brücke wegen unzureichender Tragfähigkeit für den Straßenbahnverkehr gesperrt. Zwischen Herne und dem südlichen Brückenkopf wurden jetzt „kleine Pendelwagen“ eingesetzt.

Die neue Brücke wurde am 8. Mai 1955 eröffnet. Gleichzeitig wurde auf den Linien 8 und 18 der Gemeinschaftsverkehr zwischen der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG und der Vestischen Straßenbahnen GmbH wieder aufgenommen.

SYMBOLE DER AUFBAUJAHRE

Die hier als Beitragsbild gezeigte Postkarte aus dem Jahr 1955 steht gleich in mehrfacher Hinsicht für die Aufbaujahre. Sowohl der Neubau des Handelshofes als auch der auf alten Fahrwerken in moderner Form neu aufgebaute Straßenbahnzug sind in Bochum Symbole der Aufbaujahre.

Der auf der Linie 8 eingesetzte Triebwagen 32 entstand unter Nutzung des Fahrgestells eines Gastell-Beiwagens von 1927. Der Beiwagen 384 wurde auf dem Fahrwerk eines 1924 von Gastell unter gleicher Nummer gelieferten Beiwagens aufgebaut. Bis auf die fehlenden Dachlüfter entsprach der Wagenkasten den 1952 von Credé gelieferten Verbandstyp-Beiwagen 337 bis 340. Die südliche Kortumstraße wurde für den Postkartendruck in der Retusche mit einem neuen Straßenbelag ausgestattet (Verlag Walther Karl Müller, Bochum – Sammlung Ludwig Schönefeld).

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