AUSBAU ZUR STADTBAHN

Auf der Relation von Bochum nach Gerthe ist die Straßenbahn als moderne Stadtbahnlinie bis heute in Betrieb. Dass sie, anders als die etwas weiter südlich verkehrende Strecke von Laer nach Langendreer nicht auch im Zusammenhang mit dem Bau der Autobahn A 43 stillgelegt wurde, ist einerseits dem hervorragenden Streckenausbau von 1928 zu verdanken.

Andererseits konnte die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG bis 2005 nicht auf den seit 1961 als Hauptwerkstatt der Straßenbahn genutzten Betriebshof Gerthe verzichten.

EINSTELLUNG DER SCHLEIFENFAHRT

Am 30. April 1980 wurden der Schleifenverkehr über die Lothringer Straße und die Schürbankstraße in Gerthe ebenso wie die „kleine Schleife“ in der Hans-Sachs-Straße (Endstelle „Gerthe Apotheke“, später „Gerthe Mitte“) zugunsten der neuen Endstelle „Schürbankstraße“ im Castroper Hellweg aufgegeben.

Hintergrund war der geplante Ausbau der Lothringer Straße in Gerthe zu einer modernen, hellen und bürgerfreundlichen Fußgängerzone.

Die neue Situation veranschaulicht der nachfolgende Plan. Um die Veränderungen gut nachvollziehen zu können, basiert auch er auf den Luftbildern aus den 1920er-Jahren (© RVR– 1925-1930 – dl-de/by-2-0).

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EINE FOTOGRAFISCHE ERINNERUNG

Das Beitragsbild – Triebwagen 289 an der Endstelle Schürbankstraße – und die Fotos der Bildfolge habe ich am 18. Februar 1980 aufgenommen. Sie zeigen die Linie 306 zunächst bei der Fahrt durch die „kleine Schleife“ in der Hans-Sachs-Straße, dann in der „großen Schleife“ über die Lothringer Straße und die Schürbankstraße. An der Endstelle Schürbankstraße war 1980 sogar noch der ursprüngliche Gleisverlauf in Richtung Castrop zu erkennen.

Für einen unerwarteten Höhepunkt sorgte an meinem Fototag das Fehlverhalten eines Straßenbahnfahrers: Er hatte mit Triebwagen 6 die Endstelle „Gerthe Mitte“ verpasst und war bis zur Schürbankstraße weitergefahren. Nachdem er den Fehler bemerkt hatte, fuhr er gegen die Fahrtrichtung bis zur Hans-Sachs-Straße zurück. Wie lange hat er sich wohl Gedanken über den jugendlichen Fotograf gemacht? Ich denke, nach 42 Jahren dürfen die Fotos gezeigt werden.

Die zum Teil unzureichende Schärfe bitte ich zu entschuldigen: Für mehr als eine gebrauchte Kodak Retina, die weder über einen Belichtungsmesser noch über einen ausreichend schnellen Verschluss verfügte, reichte das Taschengeld mit 16 Jahren nicht. Ebenso gab es bis heute keine Abzüge von den Fotos. Umso mehr freue ich mich, diese ganz persönliche fotografische Erinnerung an die Straßenbahn in Gerthe hier zeigen zu können. Auf Bildzeilen habe ich bei diesem „Slider“ verzichtet.

NEUE ENDSTELLE AUF HISTORISCHEM BODEN

Vom 1. Mai 1980 an wurde die neue Endstelle genutzt. Sie befindet sich Höhe der ehemaligen Ausweiche „Schürbankstraße“ der Bochum-Castroper Straßenbahn im Castroper Hellweg.

Für gut ein Jahr, bis zur Eröffnung des Stadtbahntunnels vom Hauptbahnhof zum Ruhrstadion am 27. November 1981, nutzte noch die Linie 306 die mit einem Ausweichgleis ausgestattete Anlage. Seither fahren hier die Linien 308 und 318.

Zwischen der Einmündung der Hans-Sachs-Straße und der Schürbankstraße sowie in der Schürbankstraße blieben die alten Gleise noch lange liegen.

Inzwischen wurden sowohl die Lothringer Straße als auch die Schürbankstraße grundlegend erneuert und geteert. Die Fassaden nahezu aller Gebäude im Verlauf der ehemaligen Straßenbahnstrecke sind renoviert. Wer heute durch die nach wie vor enge, inzwischen von stattlichen Bäumen gesäumte Schürbankstraße fährt, kann sich kaum vorstellen, dass hier einmal die Straßenbahn fuhr.

Einen stimmungsvollen Rückblick auf den Winter 1980/81 vermittelt die abschließende Bildfolge mit Aufnahmen von Peter Rauwerda.

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  • Die historische Streckenführung der Straßenbahn nach Castrop in der Lothringer Straße.
    Foto Peter Rauwerda