AM RATHAUS

Die Kreuzung am Rathaus entwickelte sich nach der Inbetriebnahme der Stadtstrecke zur wichtigsten Straßenkreuzung im Bochumer Stadtgebiet. Hier trafen sich die Alleestraße aus dem Westen, die Mühlenstraße (heute Hans-Böckler-Straße) aus dem Norden, die Bongardstraße aus dem Osten und die Victoriastraße aus dem Süden.

1886 verließ die Bochumer Stadtverwaltung das Rathaus an der Rosenstraße. Sie zog in den repräsentativen Bau des Hotels Söding an der Alleestraße. Auf der gegenüberliegenden Seite der recht engen Alleestraße hatte die Kaiserliche Post 1880 das Post- und Telegraphenamt eröffnet. Zwischen den Gebäuden befand sich seit dem 5. April 1896 die Endstelle der Straßenbahnlinie zur Kanonenwerkstatt, nach Wattenscheid und Gelsenkirchen.

Nach der Inbetriebnahme der Stadtstrecke fuhren die Straßenbahnen in Nord-Süd-Richtung nunmehr über die Mühlenstraße zur Victoriastraße. Diese Achse bildete allerdings keine geradlinige Flucht. Über Jahre blieb die enge und schwer einsehbare Straßenkreuzung ein unfallträchtiger Punkt im Netz der Straßenbahn.

RAUMNOT – AUCH AUF DER STRASSE

Eng wurde es auch im Hotel Söding. Ein 1893/94 errichteter Anbau an der Mühlenstraße linderte die Raumnot nur kurzfristig. Deshalb wurde 1912 ein Wettbewerb für den Bau eines neuen Rathauses ausgeschrieben. Der Erste Weltkrieg, Inflation und die französische Besetzung des Ruhrgebietes brachten das Projekt zum Stillstand.

1925 unternahm die Stadt einen neuen Anlauf. Und jetzt ging es schnell: Der Auftrag für den Neubau wurde an den Architekten Karl Roth übergeben. Er hatte bereits für Dresden und Barmen neue Rathäuser entworfen. Am 12. Juli 1927 wurde der Grundstein für den Neubau gelegt.

1931 wurde das beeindruckende Gebäudeensemble, für das die Straßenbahn Bodenaushub- und Materialtransporte übernommen hatte, vollständig fertiggestellt. Die Einweihungsfeierlichkeiten fanden am 20. Mai 1931 statt.

Für einen Sonderdruck der „Groß-Bochumer Rundschau“, der zur Eröffnung verteilt wurde, fertigte der Bochumer Fotograf Fritz Köhler das hier als Beitragsbild gezeigte Foto an (Stadt Bochum, Pressestelle). Es wurde später in verschiedenen Varianten auch als Postkarte gedruckt und kostenlos an interessierte Bürgerinnen und Bürger verteilt.

EIN NEUER MITTELPUNKT

Parallel zum Bochumer Rathaus errichtete die Reichspost ein nicht minder repräsentatives, neues Hauptpost- und Fernmeldeamt. Es ist auf dem Bild oben zu sehen (Unbekannter Postkartenverlag – Sammlung Stadt Bochum, Pressestelle).

Noch während der laufenden Bauarbeiten, die im nachfolgenden Slider dokumentiert werden, zogen einige Referate der Stadtverwaltung in den Neubau. Damit war es möglich, das alte Rathaus im November / Dezember 1929 abzureißen.

Unmittelbar im Anschluss wurden die Straßenkreuzung und der Rathausplatz großzügig ausgebaut. Damit entstand in Bochum ein repräsentativer neuer Mittelpunkt: Der heutige Willy-Brand-Platz.

  • Nach diesem Architekturmodell wurde das neue Bochumer Rathaus gebaut.
    Stadt Bochum, Pressestelle

POSTKARTEN UND FOTOS

Nach der Fertigstellung entwickelte sich das Bochumer Rathaus zum wichtigsten Portkartenmotiv in Bochum. Die über die Jahre publizierten Ansichten dokumentieren die kontinuierliche Modernisierung der Stadt, aber auch die Entwicklung des Individualverkehrs und der öffentlichen Verkehrsmittel.

Neben der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen und der Westfälischen Straßenbahn passierten über die Jahre auch die im Gemeinschaftsverkehr eingesetzten Fahrzeuge der Hattinger Kreisbahnen, der Straßenbahn Herne – Recklinghausen, der Vestischen Kleinbahnen und der Vestischen Straßenbahnen das Bochumer Rathaus.

Eine Auswahl entsprechender Postkartenmotive zeigt der abschließende Slider.

Sonderfahrten von Straßenbahnfreunden führten seit den 1980er-Jahren gelegentlich auch historische Fahrzeuge aus Essen, Mülheim und Oberhausen am Bochumer Rathaus vorbei.

In den 1990er-Jahren veränderte sich das Bild. Gründe dafür waren die Stillegung des Innenstadt-Rings und 2006 die Verlagerung der Straßenbahn in den Innenstadt-Tunnel.

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  • Vermutlich 1930 wurde dieses Foto aufgenommen. Triebwagen 263 hat bereits einen
    modernen Scherenstromabnehmer. Die Triebwagen auf der Linie 1 fahren noch mit Lyrabügel.
    Verlag Hermann Lorch, Dortmund - Sammlung Ludwig Schönefeld