WIRTSCHAFTKRISE


Mit der Wirtschaftskrise Ende der 1920er-Jahre geriet die Westfälische Straßenbahn in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten. Zuvor hatte das Unternehmen hohe Darlehen für umfangreiche Investitionen und Streckenausbauten aufgenommen, unter anderem für den hochmodernen Ausbau der Stammstrecke zwischen Grumme und Gerthe mit eigenem Bahnkörper und Hochkettenfahrleitung.

Eine Rationalisierung des Betriebes war nur über eine Zusammenarbeit mit der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG möglich.

Vor diesem Hintergrund wurde die Linie nach Castrop-Rauxel 1931 mit der Linie Bochum-Süd – Weitmar – Dahlhausen der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG als neue Linie A verknüpft.

Die Strecke nach Lütgendortmund wurde mit der Linie von Bochum zur Zeche Carl Friedrich als neue Linie B gemeinsam mit der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn betrieben.

VERSCHLUNGENE WEGE DURCH DIE STADT

Die Linie A fuhr auf dem Weg nach Dahlhausen zwischen dem Schwanenmarkt und dem Bahnhof Bochum-Süd über die Heinrich-, Augusta-, Mühlen- und Victoriastraße. Auf der Rückfahrt nach Castrop führte ihre Route vom Bahnhof Bochum-Süd über die Friedrich-, Hoch- und Kortumstraße. Ein Foto aus dieser Zeit gibt es im Kapitel „NETZÜBERGREIFEND“.

Die Linie B nutzte demgegenüber auf dem Weg von Lütgendortmund zur Zeche Carl Friedrich zwischen dem Schwanenmarkt und dem Bahnhof Bochum-Süd die 1916 fertiggestellte Verbindung über die Bleich- und Rosenstraße, die Obere Marktstraße, die Hellwegstraße und die nördliche Bahnhofstraße.

Auf der Rückfahrt fuhr die Linie B vom Betriebshof Wiemelhausen, wo 1931 das nachfolgende Foto von Günther Stetza entstand (Sammlung VDVA), über die Wiemelhauser Straße zum Neumarkt. Von dort ging es über die oben beschriebene Trasse zurück nach Lütgendortmund.

AUFGABE DES GEMEINSCHAFTSVERKEHRS

Am 2. Januar 1936 wurde der Gemeinschaftsverkehr auf der Linie B aufgegeben. Die Linie A blieb bis zur Übernahme der Westfälischen Straßenbahn durch die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn zum Jahreswechsel 1937/38 in Betrieb.

Nach der Auflösung der Westfälischen Straßenbahn GmbH erhielt die Linie A vom 1. Januar 1938 an auf dem Streckenast nach Castrop-Rauxel die Liniennummer 7. Die Linie B mutierte auf dem Streckenast nach Lütgendortmund zur Linie 17.

ERINNERUNGSFOTO AM BAHNHOF DAHLHAUSEN

Das Beitragsbild ist eine Ausschnittvergrößerung aus einem Erinnerungsfoto, das der Straßenbahnfahrer Karl Kolcan am Bahnhof Dahlhausen von einem unbekannten Passanten aufnehmen ließ. Er war wie sein als Schaffner tätiger Kollege im Betriebshof Gerthe stationiert. Aufgrund der Verdunkelung der Scheinwerfer des Straßenbahnwagens darf angenommen werden, dass das Bild 1942 aufgenommen wurde.

Ein zweites Bild zeigt das Team an gleicher Stelle vor dem Triebwagen 220. Er war 1916 von der Dortmunder Union an die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG geliefert worden. Nach der Übernahme der Westfälischen Straßenbahn GmbH wurde er offenbar zum Betriebshof Gerthe umgesetzt.

Die beiden seltenen Fotos verdanke ich Christel Thielker aus Bochum-Gerthe. Um die hochauflösenden Scans bemühte sich der Gerther Heimatforscher Klaus-Dieter Gesk.

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