IN DAS EMSCHERTAL

Bereits im ersten Betriebsjahr stellte sich heraus, dass die Lage der Ausweichen nicht optimal war. Durch lange Wartezeiten in den Ausweichen lag die Reisegeschwindigkeit bei lediglich 11,63 km/h. Zum Vergleich: Auf der Strecke Bochum – Herne erzielte Siemens & Halske eine Reisegeschwindigkeit von 16 km/h.

Um die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit zu erhöhen und die Abläufe zu verbessern, wurde der Abzweig Harpen im November / Dezember 1909 doppelgleisig ausgebaut. Darüber hinaus entstand an der Ziegelstraße eine neue Ausweiche, während die Ausweichen Cäcilienstraße und Parallelstraße entfernt wurden.

Im Ergebnis lag die Reisegeschwindigkeit jetzt bei 16,67 km/h.

Der Abzweig Harpen, der im Beitragsbild im Zustand von 1909 zu sehen ist (Siemens Historical Institute), entwickelte sich in den folgenden Jahren zu einem wichtigen Verkehrsknoten. Davon profitierte bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg das unmittelbar am Gleisabzweig gelegene Traditionsgasthaus Decker. Als die Castroper Straße und der Abzweig in der Nachkriegszeit ausgebaut wurden, verschwand dort auch die Ruine der Gaststätte.

WERBEN UM CASTROP

Die Straßenbahnverbindung von Bochum nach Gerthe und Harpen war von Anfang an recht rentabel.

Beste Voraussetzungen für den Harpener Amtmann Hans von Köckritz, um im benachbarten Castrop für den Weiterbau der Kleinbahn bis zur Emschertalbahn zu werben.

Mit Erfolg: Im Frühjahr 1909 entschied sich Castrop, in die Gesellschaft einzutreten. Der neue Gesellschaftsvertrag wurde am 22. April 1909 unterzeichnet. Nach der Aufnahme des neuen Gesellschafters führte das Unternehmen die Bezeichnung „Bochum-Castroper Straßenbahn GmbH“.

Für den Betrieb der neuen Strecke wurden weitere vier Triebwagen und vier Beiwagen bei der Waggonfabrik Uerdingen bestellt.

Von der neuen Verbindung profitierte vor allem die Gemeinde Gerthe: Sie erhielt dank der neuen Straßenbahnlinie nunmehr auch im Norden Anschluss an eine im Personenverkehr betriebene Eisenbahnlinie, nachdem die inzwischen entstandenen Anschlussgleise der Zeche Lothringen allein dem Güterverkehr dienten. Darüber hinaus wurde nunmehr auch die Gemeinde Cöppencastrop und die Schachtanlage „Erin“ enger an Gerthe gebunden.

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