Während die Innenstadt-Verbindung von der Dorstener Straße zum Bahnhof Bochum-Süd für den Netzausbau in den Bochumer Süden essenziell war, diente die am 15. Dezember 1912 als Linie 9 eröffnete Straßenbahnstrecke allein dem innerstädtischen Verkehr. Sie verband den Rechenerbusch (Waldstraße) im Süden über die Königsallee und die Bochumer Innenstadt mit der „Kaiser-Aue“ in Grumme. 1913 wurde die Strecke in Grumme bis zur Schachtanlage Constantin der Große 6/7 verlängert.
BOCHUMS SCHÖNSTE STRASSENBAHN
Für die Heimat- und Straßenbahnfreunde war die Linie 9 die schönste Strecke im Netz der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG. Das lag vor allem an den Ausflugszielen im Verlauf der Strecke. Aber auch daran, dass auf der „9“ über viele Jahre immer die modernsten Straßenbahnwagen eingesetzt wurden.
Auf ihrem südlichen Streckenast fuhr die Linie 9 zunächst ein kurzes Stück über die Hattingerstrasse (heute Alte Hattinger Straße). Die erste hinter der Eisenbahnüberführung von der Hattingerstrasse abzweigende Straße war die Clemensstrasse. Über sie fuhr die Linie 9 gemeinsam mit der Linie 3 bis zum Westfalenplatz, einer kleineren, parkähnlich angelegten innerstädtischen Grünanlage.
An der Ecke Hattingerstrasse / Clemensstrasse entstand 1925 das Bürohaus Bochum. Das Gebäude ist ein beeindruckendes Beispiel für die Architektur der „Neuen Sachlichkeit“. Aus diesem Grund ist es seit seiner Fertigstellung auf zahlreichen Postkartenmotiven zu sehen, insbesondere auf Mehrbildkarten, die in den 1930er-Jahren das moderne Bochum zeigen sollten.
ÜBER DIE KÖNIGSALLEE
Am Westfalenplatz erreichte die Linie 9 über die damalige Jägerstraße die Königsallee. An dieser Stelle entstand das Titelbild dieses Kapitels (Verlag Cramers Kunstanstalt, Dortmund – Sammlung Ludwig Schönefeld).
Der nächste Halt war das 1908 eröffnete „Orpheum“, das spätere „Appollo-Theater“. 1914/15 wurde es zum Stadttheater umgebaut. Heute steht an seiner Stelle das Bochumer Schauspielhaus.
Die 1904/05 angelegte Königsallee erschloss den neuen Stadtteil Ehrenfeld. Er war, ebenso wie die Infrastruktur auf Initiative des Bauunternehmers Clemens Erlemann entstanden.
Die Straßenbahn war von Anfang an Teil des städtebaulichen Gesamtkonzepts. So wurde bereits 1910 zur Eröffnung des „Orpheums“ ein von der Linie nach Wiemelhausen abzweigendes kurzes Stichgleis mit einer Ausweiche vor dem Theater angelegt.
Nach der Eröffnung der Linie 9 verlief die Trasse der Straßenbahn zwischen dem Theater und der Kreuzung mit der Farnstraße zunächst eingleisig über die Königsallee zum Rechener Busch.
Auf diesem Teilstück lagen das aus dem 14. Jahrhundert stammende Haus Rechen und ab 1929 das damals hochmoderne Parkhotel.
Schon nach kurzer Zeit erfolgte mit der Fortführung der Königsallee auf der Gesamtstrecke der zweigleisige Ausbau.
Der Slider dokumentiert den Streckenverlauf zwischen dem Bahnhof Bochum-Süd und der Farnstraße im Ehrenfeld. Tauchen Sie ein in die Welt der 1920er-Jahre!