Nach dem Bochumer Katholikentag begann der schleichende Niedergang der Linie 9.
Er steht in engem Zusammenhang mit der Neugestaltung des Gebiets rund um den Westfalenplatz, mit dem Neubau des Bochumer Schauspielhauses und der Änderung der Trassenführung der Bahnhofstraße, der Viktoriastraße, der Hattinger Straße und der Königsallee.
DURCH PROVISORIEN
Am 8. Dezember 1951 wird der Betrieb auf der Linie 9 eingestellt.
In den Monaten zuvor hatte es zahlreiche Provisorien im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau der Bochumer Innenstadt gegeben. Im Bereich der ehemaligen Augustastraße und der Mühlenstraße entstand die neue Hans-Böckler-Straße. Der gesamte Bereich zwischen der Brückstraße und der Rathauskreuzung war eine weitläufige Baustelle.
Um den Straßenbahnverkehr weiterzuführen, wurden die Gleise kontinuierlich verschwenkt.
In dieser Phase entstand das Titelbild dieses Beitrags aus dem Archiv der Pressestelle der Stadt Bochum. „Star“ des am 19. Mai 1951 entstandenen Fotos ist Triebwagen 23 (Busch / Krupp 1908) auf der Linie 9 mit dem Fahrtziel „Ehrenfeld, Wohlfahrtstraße“.
VORÜBERGEHEND – ENDGÜLTIG
Der eine oder andere Bürger mag gehofft haben, dass es sich bei der nun folgenden Umstellung auf die spätere Omnibuslinie 53 um eine provisorische Entscheidung handelte. Das ließ sich zumindest aus einem Bericht in der „Westfälische Rundschau“ vom 6. Dezember ableiten.
Man konnte dem Artikel entnehmen, dass die Kortumstraße nur probeweise ausschließlich für Fußgänger zugänglich sein sollte. Daraus ließ sich durchaus ableiten, dass auch die Einstellung der Straßenbahn nur vorübergehend sein könnte.
Wie eng es in der Kortumstraße im letzten Betriebsjahr der Straßenbahn war, zeigt ein Foto aus der Sammlung von Engelbert Dising (Sammlung Ludwig Schönefeld). Anstelle der im Krieg zerstörten Gebäude sind bereits neue Kauf- und Geschäftshäuser entstanden.
In Höhe des Husemannplatzes – so benannt am 10. Januar 1947 – steht ein Zug der Linie 6. Kurz dahinter ist ein KSW-Triebwagen auf der Linie 2 in Richtung Wattenscheid unterwegs.
Der Plan, die Kortumstraße zu einer reinen Fußgängerzone zu erklären, wurde bereits im Januar 1952 revidiert. Die Straße blieb lediglich „verkehrsberuhigt“.
Die Straßenbahn kehrte nicht auf die Kortumstraße zurück. Die Gleise blieben noch viele Jahre liegen, zum Teil bis zum Umbau zu einer „echten“ Fußgängerzone.
Die Befestigungshaken der Straßenbahnoberleitung wurden, das zeigen die folgenden Fotos, in der Adventszeit einer neuen Nutzung zugeführt. Sie dienten jetzt zur Befestigung der Bochumer Weihnachtsbeleuchtung.