GEMÜSE UND MINERALÖL

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Gütertransport mit der Straßenbahn neu entdeckt. Da zunehmend Lastkraftwagen für den Krieg in Anspruch genommen wurden, bereitete die Versorgung des Bochumer Großmarktes an der Blücherstraße (seit 1979 Stühmeyerstraße) zunehmend Probleme.

Gelöst wurden sie 1942 mit dem Bau eines Anschlussgleises zur Anlieferung der Lebensmittel mit der Straßenbahn. Das am 2. Oktober 1942 von der Genehmigungsbehörde in Arnsberg abgenommene Gleis zweigte an der Einmündung der Blücherstraße, nördlich vom „Kortländer“, von der Dorstener Straße zum Großmarkt ab. Ein Gleis führte nun in die Klosterstraße, ein zweites in den Innenhof des Großmarktes. Im Verlauf der zwei Anschlussgleise befand sich jeweils eine Ausweiche. Sie ermöglichten ein Umsetzen der Triebwagen.

Über den neuen Gleisanschluss konnten die Transporte mit entsprechend umgebauten Arbeitswagen abgewickelt werden. Umschlagplatz für die per Eisenbahn nach Bochum gelieferten Lebensmittel war das bestehende Ladegleis der Straßenbahn am Bahnhof Bochum-Nord. Sechs Triebwagen, ein ehemaliger Beiwagen und zehn offene Güterwagen wurden zwischen 1941 und 1943 für den als „Gemüsewagen“ hergerichtet.

Mit dem Kriegsende wurden die Transporte eingestellt. Die für den Gütertransport hergerichteten Straßenbahnwagen wurden als Arbeitswagen weiter genutzt.

MARKTVERKEHR

Ein weiteres Anschlussgleis für Gemüse- und Lebensmitteltransporte befand sich in Wattenscheid. Es wurde 1943 angelegt und führte vom Streckengleis Bochum – Gelsenkirchen auf die Ostseite des August-Bebel-Platzes. Vorgesehen waren ursprünglich Straßenbahn-Gütertransporte vom Gelsenkirchener Großmarkt. In welchem Umfang diese tatsächlich durchgeführt wurden, ist bisher nicht belegt.

MINERALÖL

Die 1913 gebauten Wasser-Sprengwagen I und II wurden zwischen 1943 und 1946 zum Transport von Mineralöl verwendet. Später kam der verbliebene Triebwagen I noch bis zum Juli 1980 unter der Betriebsnummer 601 bei der Unkrautbekämpfung auf Strecken mit eigenem Bahnkörper und als Weichenspülwagen zum Einsatz. 1985 wurde er – einer Initiative des Autors dieser Webpräsenz folgend – im Emschertalmuseum Wanne-Eickel als Museumsfahrzeug erhalten.

Im Januar 2007 richtete der Orkan Kyrill auf dem Hof des Emschertalmuseums erhebliche Schäden an. Während andere dort ausgestellte Straßenbahnwagen von umknickenden Bäumen zerdrückt wurden und später verschrottet werden mussten, konnte der Sprengwagen durch die private Initiative eines Straßenbahnfreundes ein zweites Mal gerettet werden. Inzwischen befindet er sich in der Alten Dreherei in Mülheim an der Ruhr. Dort wird er aktuell optisch aufgearbeitet.