EIGENINITIATIVE

Nach dem Scheitern der ersten Bemühungen für den Bau eines Straßenbahnnetzes ergriffen schon recht bald die Stadt und der Landkreis Bochum sowie die Provinz Westfalen selbst die Initiative. Sie gründeten ein Straßenbahn-Konsortium unter der Leitung des Bochumer Landrates Carl Albert Spude (1852 – 1914).

Das Konsortium nahm mit zwei bereits erfahrenen und potentiell auch interessierten Straßenbahn-Unternehmen Gespräche bezüglich des Baus einer elektrischen Straßenbahn auf. Im Fokus stand dabei zunächst eine Verbindung von Bochum nach Herne.

Ein Gesprächspartner war die 1879 in Berlin gegründete Centralverwaltung für Secundairbahnen Herrmann Bachstein (1834 – 1908). Das Eisenbahnkonsortium unter dem Vorsitz der Darmstädter Bank bemühte sich um die Konzession für ein weitverzweigtes, elektrisch betriebenes Straßenbahnnetz in den Kreisen Essen, Gelsenkirchen, Bochum-Stadt und Bochum Land. Im Mai 1892 hatte die Investorengruppe einen Vertrag mit dem Landkreis Essen geschlossen, der das Unternehmen zum alleinigen Bau von Straßenbahnen im Landkreis Essen bevollmächtigte.

Der zweite Gesprächspartner war die Firma Siemens & Halske in Berlin. Das 1847 als „Telegraphen Bau-Anstalt“ von Werner Siemens in Berlin gegründete Unternehmen hatte 12. Mai 1881 in Groß-Lichterfelde bei Berlin die erste elektrische Straßenbahnstrecke in Deutschland eröffnet und sich seither mit weiteren Referenzprojekten eine gute Reputation aufgebaut.

ENTSCHEIDUNG FÜR SIEMENS & HALSKE

Das Eisenbahnkonsortium rund um die Darmstädter Bank stand zwar kurz vor der Eröffnung der ersten elektrisch betriebenen Straßenbahnstrecke in Essen, hatte aber nicht die Erfahrung, die Siemens & Halske vorweisen konnte.

Am Ende war es Landrat Spude der den Ausschlag gab, beim Aufbau eines Straßenbahnnetzes mit Siemens & Halske zusammenzuarbeiten. Im Juni 1993 erhielt Siemens & Halske die Konzession für eine Straßenbahnstrecke von Bochum nach Herne und für eine zweite Straßenbahnstrecke von Bochum nach Wattenscheid.

Da Spude sicherstellen wollte, dass die Bochumer Linie in Wattenscheid problemlos mit dem in Gelsenkirchen geplanten Straßenbahnnetz verbunden werden konnte, setzte er sich bei seinem Gelsenkirchener Kollegen Dr. Wilhelm Hammerschmidt (1859 – 1924) dafür ein, dass Siemens & Halske auch in Gelsenkirchen die Konzession für den Bau und Betrieb der Straßenbahn erhielt – was am 2. Dezember 1893 auch so geschah.

Das Beitragsbild zeigt ein 1894 als Postkartenvorlage angefertigtes Panorama von Bochum. Im Zentrum des oberen Bildes sehen wir die Eisenbahnbrücke am Schwanenmarkt. Rechts daneben lag nördlich der Bahntrasse die über dem Schriftzug „Gruss aus Bochum“ dargestellte Bochumer Voede. Hier taten die Bochumer Kuhhirten ihren Dienst (Verlag Ottmar Zieher, München – Sammlung Ludwig Schönefeld).

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