OBUS

Eine Personenverbindung von Gerthe über Hiltrop nach Herne wurde erst viele Jahre nach dem Rollbock-Verkehr realisiert: am 1. Februar 1938 kam die Omnibuslinie „D“ in Fahrt. Die Endstelle in Gerthe lag am Castroper Hellweg. Endstelle in Herne war der Schleusenweg im Stadtteil Horsthausen. Während der Betriebsruhe wurden die Omnibusse im Betriebshof Gerthe abgestellt.

Die neue Omnibuslinie wurde stark frequentiert. Da die mit Diesel betriebenen Omnibusse nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges von der Wehrmacht gebraucht wurden, reifte der Plan, die Omnibuslinie durch einen Oberleitungs-Omnibus – kurz Obus – zu ersetzen.

1941 wurden die Planung konkret. Zur Aufhängung der Oberleitung wurden 1943 rund 100 Betonmaste in Erlangen bestellt. Noch im gleichen Jahr wurden sie nach Bochum geliefert.

Der weitere Verlauf des Zweiten Weltkriegs verhinderte die Realisierung des Projektes. Erst im Mai 1948 wurde das Baumaterial für die Obus-Strecke – Kies, Zement und Stahl für die Oberleitungsmasten und Kupferdraht für die Fahrleitung – freigegeben.

IN REKORDZEIT

Im Januar 1949 begann die Oberleitungskolonne der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG mit der Installation. In kürzester Zeit wurden rund 360 Maste und 600 Wandhaken für die Aufhängung von 41 Kilometer Fahrdraht gesetzt.

Die als Erstausstattung notwendigen vier Omnibusse des Einheits-Typs II 6500 wurden 1947 bestellt und 1948 ausgeliefert. Das Fahrgestell kam von Henschel & Sohn in Kassel, die Aufbauten von Kässbohrer in Ulm. BBC in Mannheim lieferte die elektrische Ausrüstung. Ein fünfter Obus des Typs UH III/S der Waggonfabrik Uerdingen folgte 1954.

Zur Abstellung und Wartung der Fahrzeuge wurden die Stände 15 und 16 im Betriebshof Gerthe hergerichtet. Sechs Schlosser waren für den Unterhalt der Fahrzeuge verantwortlich.

10 JAHRE ZUVERLÄSSIG

Am 15. Juni 1949 wurde der Obus-Betrieb auf der Strecke Gerthe Apotheke – Herne Bahnhof aufgenommen. Ein Jahr später, am 17. Februar 1950 folgte die Verlängerung zwischen Herne Bahnhof und Horsthausen, Zeche Friedrich der Große III/IV.

Obwohl sich das neue Verkehrsmittel gut bewährte, blieb der kleine Obus-Betrieb bei der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG ein Inselbetrieb. Deshalb entschloss sich das Verkehrsunternehmen, den Betrieb zum 18. Oktober 1959 einzustellen.

Die Wagen 1 bis 4 wurden nach Neuwied weiterverkauft. Sie waren dort noch bis 1962 im Einsatz. Der Obus 5 fand in Solingen eine neue Heimat. Er blieb dort bis 1973 in Betrieb.

Das Beitragsbild entstand als Erinnerungsfoto an einem der ersten Tage des Obus-Betriebs im Juni 1949. Rudolf Razum fotografierte damals seinen Schwiegervater Ernst Trölenberg (links) und einen Schaffner an der ersten Endstelle der Obus-Linie im Castroper Hellweg (Foto Rudolf Razum – Sammlung Ludwig Schönefeld). Weitere Einblicke in den Bau der Obus-Linie und in den Betriebsalltag vermitteln die Aufnahmen der Bildfolge.

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  • Vom 15. Juni 1949 an verband der Obus Gerthe und Hiltrop.
    BOGESTRA-Fotosammlung / Stadtarchiv - Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte FO 12