UNTER BOGESTRA-REGIE

Die Straßenbahnstrecke von Bochum nach Herne blieb über rund drei Jahrzehnte im Besitz von Siemens & Halske. Erst 1930 wurde sie von der betriebsführenden Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG übernommen.

Die Fahrgäste merkten das nicht. Für sie war die Verbindung von Bochum nach Herne eine ganz normale Straßenbahnstrecke im Netz der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG.

Bei der Einführung von Liniennummern erhielt die Linie die Nummer 2. Die Nummer 1 hatte man für die Städteverbindung von Bochum nach Wattenscheid genutzt, damit alle folgenden Ziffern in Bochum und Gelsenkirchen separat vergeben werden konnten. Diese Praxis wurde erst 1938 mit der Integration der Westfälischen Straßenbahnen AG in die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG vollständig aufgegeben.

Auf dem nachfolgenden Bild, einer 1911 gedruckten Postkarte aus dem Düsseldorfer Verlag Theodor Schnitzler (Sammlung Ludwig Schönefeld), sehen wir Triebwagen 155 mit der Linienziffer 2 unmittelbar vor der Abfahrt nach Herne auf der Bahnhofstraße.

LAUFSTEG

Auf der Linie nach Herne wurden in den Anfangsjahren der Bochumer Straßenbahn immer die modernsten und leistungsfähigsten Fahrzeuge eingesetzt: Ab 1900 waren das die eleganten Weyer-Triebwagen. Nach zwei Prototypen (Triebwagen 58 und 59) wurden sie in zwei Serien – 1900 die Triebwagen 76 bis 102 und 1901 die Triebwagen 120 bis 150 – ausgeliefert.

Ab 1908 kamen auf der Linie 2 bevorzugt 13 weitere, in diesem Jahr gelieferte Weyer-Triebwagen mit den Betriebsnummern 151 bis 163 zum Einsatz. Sie hatten einen um 90 Zentimeter längeren Wagenkasten als ihre Vorgänger und waren damit noch etwas leistungsfähiger. Zugleich ermöglichten sie mit dem Fahrplanwechsel am 1. Mai 1909 die Durchbindung der Linie 2 über den Bahnhof Bochum-Süd hinaus nach Hattingen (Märkischer Sprecher – Ausgabe vom 27. April 1909):

In der Fahrplanperiode 1912/13 wurden die Strecken nach Herne (Linie 2) und Hattingen (Linie 8) wieder geteilt.

Das Titelbild aus der Sammlung des Bochumer Postkartensammlers Hansi Hungerige zeigt einen Triebwagen der zweiten Serie in Riemke Mitte. Er ist für die Fahrt nach Weitmar ausgeschildert. Der Lyrabügel liegt aber noch in Fahrtrichtung Herne. Das Bild ist vermutlich in den Jahren 1909 bis 1912 entstanden. Vermutlich handelt es sich um einen zwischen Riemke und Herne eingesetzten Verstärkerwagen. Auf dieser Relation verkehrte später über viele Jahre die Linie 28.

Sehr gut zu erkennen ist auch der von der Straße durch Bordsteine abgegrenzte eigene Bahnkörper der Straßenbahn. Er wurde mit dem zweigleisigen Ausbau der Herner Straße aufgegeben.

ERSTE STANDARDWAGEN

Einige Jahre später kamen auf der Linie 2 die ab 1912 von der Düsseldorfer Waggonfabrik (Actien-Gesellschaft Düsseldorfer Eisenbahnbedarf vorm. Weyer & Co.) und der Waggonfabrik Uerdingen gelieferten ersten „Standardwagen“ eingesetzt. Die nachfolgend abgebildete Prachtedition einer Postkarte aus dem Bochumer Verlag Paul Caspar (Sammlung Ludwig Schönefeld) zeigt Triebwagen 189 (Waggonfabrik Uerdingen 1912) an der Kreuzung der Hochstraße mit der Bongardstraße, der späteren „Drehscheibe“. Der Triebwagen erhielt 1951 noch die Nummer 31. Am 29. August 1957 wurde er ausgemustert.

GEMEINSCHAFTSVERKEHR

Mit Ausnahme der kurzen Episode vom 1. Mai 1909 bis in die Fahrplanperiode 1912/13, als die Linie 2 über Bochum-Süd bis Hattingen geführt wurde, gab es auf der Relation Bochum-Süd – Herne Bahnhof in den folgenden Jahren keine tiefgreifenden Veränderungen.

Die Auslegung der Strecke – eingleisige Streckenführung mit Ausweichen – blieb über viele Jahre unverändert. Der Bau einer neuen und breiteren Eisenbahnüberführung für die Rheinische Bahn zwischen der Bergschule und dem Betriebshof Voedestraße (1912) hatte nach der aktuellen Quellenlage kaum Auswirkungen auf den Straßenbahnbetrieb.

Das änderte sich 1927: mit dem zweigleisigen Ausbau der Straßenbahnstrecke im Verlauf der Herner Straße und der Einführung eines umfangreichen Gemeinschaftsverkehrs.

Lesen Sie mehr dazu im Abschnitt „NACH HATTINGEN / NETZÜBERGREIFEND“!

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