ZWEITER WELTKRIEG

Im Zweiten Weltkrieg wurden Fahrer und Schaffner erneut zum Kriegsdienst einberufen. Ein regelmäßiger Linienverkehr konnte nur noch unter großen Schwierigkeiten aufrechterhalten werden.

Und wieder wie schon zuvor im Ersten Weltkrieg übernahmen Frauen und Schüler den Dienst der fehlenden Fahrer und Schaffner. In den Werkstätten wurden die Ersatzteillager aufgrund beschränkter Lieferungen von Tag zu Tag leerer. Reparaturen konnten, wenn überhaupt, nur notdürftig ausgeführt werden.

An Pfingsten 1943 trafen großflächige Bombenangriffe der Alliierten das Bochumer Stadt- und Betriebsgebiet. Nach Großangriffen am 4. November 1944 auf Bochum und zwei Tage später auf Gelsenkirchen stand der Verkehr auf nahezu allen Linien.

Die Betriebshöfe in Bochum und Gelsenkirchen waren schwer beschädigt und konnten nicht mehr benutzt werden. Rund 60 Prozent der Triebwagen waren unbrauchbar. Ein nicht unbeträchtlicher Teil war auch durch eine Reparatur nicht mehr zu retten.

Im Vergleich zu 1939 war die Situation 1945 nach der ersten Bestandsaufnahme wie folgt:

Bestand 1939zerstörtbeschädigteinsatzfähig%
Triebwagen266877210740,2
Beiwagen11838305042,2
Arbeitswagen441752250,0
Güterwagen662154977,5
Omnibusse343131854,1
Gasanhänger138500

Im Gleisnetz waren etwa 6 Kilometer zerstört. Jedoch waren im insgesamt 284 Kilometer Sreckenlänge umfassenden Netz auf rund 146 Kilometern die Oberleitungsanlagen defekt.

Einige Fahrzeuge konnten vermutlich relativ schnell instandgesetzt werden. Der im Mai 1946 veröffentlichte Geschäftsbericht der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG nennt gleichwohl immer noch 61 Triebwagen, 34 Beiwagen, 13 Bauwagen, 8 Güterwagen und 5 Omnibusse als „zerstört“. Ebenso mussten noch auf 7,3 Kilometern die Gleisanlagen und auf 15,5 Kilometern die Oberleitungsanlagen repariert werden.

Die Straßenbahn mobilisierte das gesamte einsatzfähige Personal, während der Kriegsjahre aber auch Zwangsarbeiter, um die Strecken wieder in Betrieb zu nehmen. 1943 konnte der Verkehr nur noch auf einigen wenigen „Inseln“ im Straßerıbahnnetz notdürftig aufrecht erhalten werden.

Die größten Schwierigkeiten bereiteten die überwiegend von deutschen Soldaten gesprengten Brücken über die Emscher und den Rhein-Herne-Kanal im Gelsenkirchener Netz. Sie waren oft erst nach einigen Jahren wieder instand gesetzt. Einige der Kriegsschäden zeigten sich erst zeitversetzt: Der spektakulärste Fall war der Einsturz von zwei Bögen der Ruhrbrücke in Herbede am 13. Januar 1947 unter der Last eines Straßenbahnwagens.

ZURÜCKZUM NÄCHSTEN KAPITEL