Während ein Güterverkehr auf Straßenbahngleisen in vielen Städten bereits ein wichtiges Argument für die Planung und Anlage der Streckennetze war, hatte dieser Aspekt in Bochum und Gelsenkirchen zunächst keine Bedeutung. Im Gegenteil: Die Anlage der Straßenbahnnetze in Meterspur war ein klares Signal an die Eisenbahn, dass man beim Transport von Gütern nicht in Konkurrenz treten wollte.
Anders war das bei der Gründung der Kleinbahn Bochum – Gerthe – Harpen, der späteren Bochum-Castroper Straßenbahn. Ihre Gesellschafter schlossen den Transport von Gütern nicht aus. Im Gegenteil: Von Anfang an war vorgesehen, Briefe und Pakete von Gerthe zum Kaiserlichen Postamt nach Bochum zu transportieren.
ANFANGS IN EIGENER SACHE
Bereits am 1. Mai 1911 nahm die Bochum-Castroper Straßenbahn in Gerthe ein Gütergleis zwischen dem Streckengleis in der Lothringer Strasse und der Schachtanlage Lothringen in Betrieb.
Über dieses Gleis wurden zunächst ausschließlich in eigener Sache Materialien für den Betriebshof Gerthe bezogen. Im Zusammenhang mit dem Bau der Schachtanlage Lothringen IV wurden darüber hinaus Transporte im Auftrag der Gewerkschaft Lothringen durchgeführt.
In den folgenden Jahren wurde der Gütertransport weiter ausgebaut – auch auf den Strecken der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG. Details dazu enthalten die Unterkapitel dieser Seite.
HÖCHSTE FREQUENZ IN KRIEGSZEITEN
Die höchste Frequenz erreichte der Straßenbahn-Güterverkehr in Bochum im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Grund dafür war, dass Pferde und Pferdefuhrwerke und in den 1940er-Jahren Lastwagen bei den privaten Fuhrunternehmen für den „Einsatz im Feld“ beschlagnahmt wurden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Straßenbahn-Güterverkehr in Bochum aufgegeben. Der auf dem Beitragsbild gezeigte vierachsiger Gütertriebwagen 660 (BOGESTRA-Fotosammlung) wurde 1948 von der Nederlandsche Buurtspoorweg-Maatschappij (NBM) übernommen. Er kam in Bochum zunächst als Behelfstriebwagen und bis 1960 als Arbeitswagen, aber nicht für Gütertransporte zum Einsatz.