Ein letzter Baustein zur Ertüchtigung der Stammlinie der Westfälischen Straßenbahn war der Ausbau der Gleisanlagen am Schwanenmarkt.
Hintergrund dieses Projektes waren die recht häufigen Behinderungen durch Baustellen, aber auch durch Unfälle auf der recht engen „Stadtstrecke“. Als Alternative zur Stadtstrecke bot sich in solchen Fällen eine Mitbenutzung der 1905 durch die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG eröffnete Trasse vom Bahnhof Bochum-Nord über die Bleichstraße, die Obere Markt- und Buddenbergstraße, den Hellweg und die Bahnhofstraße an, über die die Verkehrsunternehmen bereits seit Anfang 1914 verhandelten.
Um das Vorhaben zu ermöglichen, sollte die Gleisanlage am Schwanenmarkt zu einem doppelgleisigen Abzweig ausgebaut werden. Darüber hinaus sollte eine Verbindung zwischen den Gleisen der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG und der Westfälischen Straßenbahn GmbH an der Kreuzung Kanalstraße / Rheinische Straße – / Bleichstraße entstehen.
PROTESTE VON ANLIEGERN
Im Juli 1914 hatten die Verkehrsbetriebe eine Einigung erzielt. Bevor die Verbindung jedoch hergestellt wurde, mussten mehrere Anlieger-Proteste aus dem Weg geräumt werden.
Die Einsprachen und der Ausbruch des Ersten Weltkrieges verhinderten eine schnelle Umsetzung der Pläne. Der Baubeginn verzögerte sich bis in den August 1915.
Erst am 25. Januar 1916 konnte die neue Gleisanlage abgenommen werden. Für die komplexe Gleisführung der nur 150 Meter langen Verbindung waren 611 Meter Gleis, elf Weichen und drei Kreuzungen erforderlich.
Das Beitragsbild zeigt den Schwanenmarkt und das Becktor auf einer 1928 gelaufenen, colorierten Postkarte (Verlag Paul Caspar, Bochum – Sammlung Heinz-Günter Spichartz). Die Bildfolge dokumentiert die Entwicklung des Schwanenmarktes vom beschaulichen Innenstadtplatz zum pulsierenden Verkehrsknoten der 1960er- und 1970er-Jahre.