Im Frühjahr 1955 wurde die Rheinische Straße zur Großbaustelle. Auch auf dieser östlichen Seite des Schwanenmarkts entstand zeitgleich mit den Straßen- und Gleisarbeiten eine neue Gaststätte: das „Wacholderhaus“.
Die Endstelle der Linien 5 und 15, die sich einstweilen noch in der Rheinischen Straße befand, hatte man bereits im September 1954 über einen Gleisbogen an die vom Rottring kommende Neubaustrecke in der Stühmeyerstraße angebunden. Nachdem im April 1955 die Nordbahnhof-Schleife verfügbar war, konnten die bisherige Endstelle und das Umsetzgleis entfernt werden. Die Oberleitung blieb hängen. Sie sollte um den zweiten Fahrdraht ergänzt und weiterverwendet werden.
Mitte Mai war das Stahlbetonband für den neuen Gleiskörper in der Mitte der Rheinischen Straße fertiggestellt. Ende Juni 1955 wurden die neuen Gleise verlegt. Kurze Zeit später war die neue Trasse in der Rheinischen Straße vollständig fertiggestellt.
Im Linienverkehr wurden die Gleise im neuen Ostring erst ab dem 1. Februar 1956 genutzt. Mit diesem Stichtag änderten die Linien 7 und 17 – wie oben beschrieben – ihre Fahrtroute.
ETA UND STRASSENBAHN
Im Sommer 1955 nahm mein Vater, Dr. Paul Schönefeld, den gerade fertiggestellten neuen Verkehrsknoten am Schwanenmarkt auf. Mein Vater war weder Eisenbahn- noch Straßenbahn-Fan. Der Schnappschuss aus dem Assistenzarzt-Zimmer des Elisabeth-Krankenhauses diente vielmehr dazu, eine neu erworbene Kamera und einen Farbdiafilm auszuprobieren.
Gut erkennbar ist das 1915/16 angelegte Gleisdreieck. Auf der Brücke sehen wir einen ETA des BW Wanne-Eickel bei der Einfahrt in den Bahnhof Bochum-Nord. Unter der Brücke tritt ein Straßenbahnzug der Linie 17 seine Fahrt über Harpen nach Lütgendortmund an.
Der Slider zeigt die Fortsetzung der Bauarbeiten auf dem Ostring im Frühjahr 1955.
AUSBAU DES GÜTERGLEISES
Mit der Neuanlage der Rheinischen Straße verschwanden auch die Reste eines Straßenbahn-Gütergleises. Es führte im Verlauf des Zweiten Weltkrieges von der Endstelle am Nordbahnhof auf das Gelände des Güterbahnhofs. Genutzt wurde es für den 1942 einsetzenden Straßenbahntransport von Lebensmitteln zum Bochumer Großmarkt.
Dieser war in die stadtnahen Hallen der Bochumer Eisenhütte Heintzmann & Co. an der Blücherstraße verlegt worden. Zufall oder gewollt: 1956 wurde die Stühmeyerstraße ein Teil des Ostrings. In Erinnerung an den ehemaligen Bochumer Landrat Karl Stühmeyer (1866- 1936) übernahm 1979 die Blücherstraße den traditionsreichen Namen. Der Bezug zum ehemaligen Landratsamt auf dem Grundstück der Berufsschulen am Ostring ging damit verloren.