Am 22. Februar 1901 wurde die Strecke von Bochum nach Laer um weitere fünf Kilometer bis in die damals selbständige, zum Landkreis Witten gehörende Gemeinde Werne ergänzt.
Das erste Teilstück der neuen Strecke führte von der bisherigen Endstelle zunächst in der Gemeinde Laer über den Werner Hellweg. Auf Werner Gebiet nutzte die Straßenbahn die heutige Rüsingstraße (bis 1929 Kampstraße), die heutige Von-Waldthausen-Straße (bis 1926 Bochumer Straße) und die heutige Wittekindstraße zum Werner Markt / Amtshaus.
Die Wittekindstraße wurde 1929 nach der Eingemeindung von Werne nach Bochum aus der vormaligen Bismarck- und Mittelstraße gebildet. Die Bismarckstraße (bis 1919 Freiheitstraße) führte von der Bochumer Straße bis zur Kreuzung mit der Heinrich-Gustav-Straße (bis 1929 Roonstraße), die Mittelstraße stellte die Verbindung zum Werner Markt her.
Kurz vor dem Amtshaus befand sich in Höhe der Kreuzung mit der damaligen Roonstraße die Ausweiche „Roonstraße“.
„WERNE BERG“
Im Anschluss an diese Strecke folgte ein zweites Teilstück vom Werner Markt / Amtshaus über die Poststraße (seit 1929 Werner Heide bzw. in neuerer Zeit „Zur Werner Heide“) und die Hellwegstraße (ab 1929 Werner Hellweg) zum Gasthof „Unter den Linden“ von Friedrich Carl Berg. Zuletzt hatte die im Juni 2003 abgebrochene Gaststätte die Hausnummer Werner Hellweg 531.
Die Endstelle der Straßenbahn lag kurz vor der heutigen Einmündung der Kreyenfeldstraße (bis 1919 Kaiserstraße, anschließend bis 1929 Schillerstraße) in den Werner Hellweg, etwa in Höhe der heutigen Omnibushaltestelle „Heroldstraße“.
Am Amtshaus in Werne und an der Endstelle „Werne Berg“ bestand vom 12. August 1900 an eine Umsteigemöglichkeit zu der in Witten ansässigen Märkischen Straßenbahn. Sie verband Werne über die Roon- und Bahnhofstraße (seit 1929 Heinrich-Gustav-Straße) mit Langendreer-Süd und über die Kaiserstraße (von 1919 bis 1929 Schillerstraße, seit 1929 Kreyenfeldstraße) mit Lütgendortmund.
Im Detail ist diese Strecke – wie die übrigen Strecken der Märkischen Straßenbahn in Witten und Langendreer – auf meiner Website „Zwischen Ruhr und Emscher“ beschrieben.
SCHWUNGVOLL NEBENEINANDER
Gleisverbindungen zwischen den Gleisen der Märkischen Straßenbahn und der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG gab es nicht. Die Verkehrsbetriebe wurden in der damaligen Zeit gewinnorientiert geführt und standen in einem harten Konkurrenzverhältnis.
Stattdessen wurden die Gleise der beiden Gesellschaften zwischen dem Amtshaus und der evangelischen Kirche schwungvoll aneinander vorbei über den Werner Markt geführt. Als Umsteigehaltestelle diente die kleine, rund um das „Germania“-Denkmal angelegte Grünanlage zwischen der damaligen Mittelstraße und der Kaiserstraße.
Die Postkarten zur Illustration dieses Kapitels verdanke ich dem Werner Heimatforscher Peter Kracht. Das 1907 für den Magdeburger Postkartenverleger Reinicke & Rubin in der Poststraße (heute „Zur Werner Heide“) aufgenommene Titelbild zeigt einen von der Endstelle „Werne Berg“ nach Bochum fahrenden Straßenbahnwagen. Bis 1910 wurden die Plattformen des 1896 gelieferten Siemens-Triebwagens mit Glas geschlossen. Links ist die Einmündung der heutigen Krachtstraße zu erkennen. Bis auf das zweite Haus links sind alle Gebäude noch vorhanden.