Am 1. August 1929 wurde Stiepel im Zuge der kommunalen Neugliederung im mittleren Ruhrgebiet der Stadt Bochum zugeschlagen. Nunmehr beanspruchte die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG die Strecken der Hattinger Kreisbahnen auf Bochumer Stadtgebiet.
Nach längeren Auseinandersetzungen wurde der Ennepe-Ruhr-Kreis 1932 mit einem Schiedsspruch gezwungen, die Strecke von der Zeche Carl-Friedrich nach Stiepel / Frische und vom Amtshaus Stiepel über die Kosterbrücke bis zur Kreisgrenze in Lohfeld an die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG abzutreten. Im Geschäftsbericht wird dazu vermerkt:
„Am 1. Oktober 1932 wurde der Betrieb auf der Hattinger Kreisbahnen (von Bochum) bis zur Ruhr übernommen. Diese Strecke, die eine Gleislänge von 6,99 km hat, wird nach Abschluß des Schiedsverfahrens zwischen der Stadt Bochum und dem Ennepe-Ruhr-Kreis auf uns übergehen.“
1933 wurden die Strecken in Stiepel endgültig dem Anlagevermögen der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG zugerechnet.
LINIE B
Zuvor hatten sich die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG und die Westfälische Straßenbahn GmbH unter dem auf beiden Unternehmen lastenden Druck der Wirtschaftskrise entschlossen, die Strecken von Bochum nach Stiepel und darüber hinaus bis Hattingen (Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG / Hattinger Kreisbahnen) sowie die Strecke von Bochum nach Lütgendortmund (Westfälische Straßenbahn GmbH) zu verbinden. Vom 18. September 1931 an wurde die Verbindung Lütgendortmund Bahnhof – Bochum-Süd – Wiemelhausen – Stiepel („Frische“) / Welper im Gemeinschaftsverkehr betrieben. Als Liniensignal wurde das „B“ der Westfälischen Straßenbahn übernommen.
In dieser Zeit, vermutlich an einem Wochenende im Oktober 1931, entstand das Beitragsbild dieses Kapitels: Es zeigt einen 1929 von der Düsseldorfer Waggonfabrik gelieferten Triebwagen der Westfälischen Straßenbahn im Einsatz als Linie B auf der Kemnader Straße, aufgenommen vom Garten des Stiepeler Arztes Dr. med. Gerhard Gilbert an der Gräfin-Imma-Straße. Im Hintergrund sind in der Bildmitte das Stiepeler Gemeindehaus sowie links die Wallfahrtskirche zu erkennen. Am Horizont ragt der Kamin des Kraftwerkes der Zeche Prinz Regent empor (Sammlung Stiepeler Verein für Heimatforschung e.V.).
Der Gemeinschaftsverkehr auf der Linie B wurde bis zur Übernahme der Westfälischen Straßenbahnen AG durch die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG zum Jahreswechsel 1937/38 praktiziert. Besonders hoch war das Verkehrsaufkommen durch den Ausflugsverkehr im Sommer sowie während der Wallfahrten zum Gnadenbild der Schmerzhaften Mutter von Stiepel.
Das ursprüngliche Liniensignal der Linie nach Stiepel, die Ziffer „3“, wurde nach der Einführung der Linie B an Werktagen für Verstärkerwagen auf der Relation Bochum Rathaus – Altenbochum – Laer (Werner Hellweg) verwendet.