Nach der Fertigstellung der neuen Ost-West-Achse blieb die Engstelle an der „Drehscheibe“ das letzte „to do“ des Wiederaufbaus in der Innenstadt.
Bochums traditionell belebteste Kreuzung wurde Ende 1950 von den Linien 2, 6, 7, 8, 9, 17, 18 und 19 genutzt. Anders gesagt: Alle zwei Minuten kam ein Straßenbahnzug, häufig zudem mit einem oder sogar zwei Beiwagen.
Die Linie 2 bog auf ihrer Fahrt über Wattenscheid nach Gelsenkirchen wie in der Vorkriegszeit an der „Drehscheibe“ in Richtung Alleestraße ab.
Die Linien 6, 8 und 18 fuhren über die Kortumstraße bis zur Brückstraße und von dort weiter nach Wanne-Eickel, Herne und Recklinghausen. Die Linien 7 und 17 sowie die Linie 9 fuhren über die untere Kortumstraße weiter bis zur Kanalstraße. Während die „9“ mit Fahrtziel Grumme auf der Kortumstraße blieb, fuhren die Linien 7 und 17 über die Kanalstraße und die Castroper Straße nach Castrop-Rauxel und Lütgendortmund.
Da die neue Ost-West-Trasse deutlich leistungsfähiger als die schmale Kortumstraße war, wurden die Linien 2 und 6 vom 17. Dezember 1950 an vom Bochumer Hauptbahnhof über die Bahnhofstraße und den Hellweg zur Bongardstraße geführt.
Während die „2“ auf der neuen Bongardstraße blieb, bog die „6“ vor dem Restaurant „Mutter Wittig“ in die Bleichstraße ab. Sie setzte ihre Fahrt nach Wanne-Eickel über die Brückstraße fort. Dafür hatte man in der Bleichstraße eigens ein neues Gleisdreieck gebaut.
ENDE AUF DER KORTUMSTRASSE
Am 8. Dezember 1951 wurde die Straßenbahnstrecke in der Kortumstraße stillgelegt.
Die dort nach dem Abzug der „2“ und der „6“ verbliebenen Linien 7 und 17 sowie 8 und 18 hatten die Kortumstraße bereits eine Woche zuvor verlassen. Sie fuhren ab dem 1. Dezember 1951 vom Hauptbahnhof über eine neue Gleisverbindung in der Kirchstraße zur neu ausgebauten, sogenannten „Nord-Süd-Strasse“. Über diese wurden nunmehr auch in Süd-Nord-Richtung die Brückstraße – Linien 8 und 18 – und die Kanalstraße – Linien 7 und 17 – erreicht.
Die Details dazu lesen Sie im Kapitel „NORD-SÜD-STRASSE„.
BEGRADIGUNG DER BONGARDSTRASSE
Das Nadelöhr an der „Drehscheibe“ bestand zehn Jahre.
Unter den Altbauten, die den Ausbau der Bongardstraße zwischen der Kortumstraße und der Rathauskreuzung verhinderten, war das Hotel Metropol auf der Südseite der „Drehscheibe“ das prominenteste Bauwerk. In den 1920er-Jahren beherbergte der architektonisch bemerkenswerte Bau ein Zigarren-Geschäft und das beliebte „Zentral Kaffeehaus“.
Den Zweiten Weltkrieg überstand das Gebäude relativ unversehrt. Seit Mitte der 1950er-Jahren nutzte die Stadt die leerstehenden Räume im Erdgeschoss, um die Werke aus der Städtischen Kunstausstellung zu zeigen.
Erst 1957 waren die offenen Eigentums- und Grundstücksthemen vermutlich geklärt. Das „Monopol“ und die benachbarten Gebäude konnten abgerissen werden. Die anschließend erst einmal brach liegenden Grundstücke wurden sofort als „wilder Parkplatz“ genutzt.
Die Gleisverschwenkung, aber auch nach einem Parkplatz suchende und rangierende Autofahrer behinderten den Straßenbahnverkehr erheblich.
Zur endgültigen Beseitigung der Engstelle wurde die Rathauskreuzung vom Sommer 1961 an über mehrere Monate erneut vollständig umgebaut: die Anschlüsse der 1951 gebauten Gleise passten nicht zur Flucht der neuen Gleise in der Bongardstraße. Bis zum 29. September 1961 wurden die unter „rollendem Rad“ ausgeführten Arbeiten abgeschlossen.