EIN OMNIBUS

Die 1933 vom Bochumer Bahnhofsvorplatz hergestellte „Echtfoto“-Postkarte aus dem Verlag Hermann Lorch, Dortmund, aus der Sammlung von Dirk Ernesti zeigt zum ersten Mal einen Omnibus am Bahnhof Bochum-Süd.

Es handelt sich dabei um einen 1933 von der Ford Motor Company A.G. in Berlin-Westhafen für die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG hergestellten Probewagen auf Basis des AA-Lastwagens. Der neue Omnibus erhielt die Betriebsnummer 4. Innovative Details waren der in den Fahrgastraum integrierte Fahrerplatz und die als Einstieg verwendete Falttür.

ERSTE OMNIBUSLINIEN AB 1926

Ihre ersten Omnibusse hatte die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG allerdings schon früher beschafft. Seit 1926 betrieb das Unternehmen neben einer Omnibuslinie in Gelsenkirchen (Gelsenkirchen – Sutum – Buer) in Bochum die Linie Hauptfriedhof – Bahnhof Nord – Bahnhof Süd – Brenschederstraße – Querenburg, Eulenbaumstraße sowie eine davon seit 1930 an der Bellenkampstraße abzweigende Linie über Stiepel und Steinenhaus nach Blankenstein.

Zum Einsatz kamen anfangs drei, möglicherweise gebraucht gekaufte VOMAG-Omnibusse des Baujahres 1923. Wagen 1 war in Gelsenkirchen, die Wagen 2 und 3 waren in Altenbochum stationiert.

AUTOBUSGESELLSCHAFT BOCHUM – HERNE – WITTEN

Bereits kurz nach der Eröffnung der beiden Omnibuslinien gründeten die Städte Bochum, Herne, Witten und Wanne-Eickel am 15. September 1926 gemeinsam mit der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG und der Westfälischen Straßenbahn GmbH die Autobusgesellschaft Bochum – Herne – Witten. Geplant war die Einrichtung neuer Linien in Herne und Witten. Die dazu notwendigen zehn zweiachsigen Omnibusse wurden von der Waggonfabrik Uerdingen auf Büssing-LKW-Fahrgestelle aufgebaut.

Die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG brachte die Konzessionen für die Omnibuslinien in Gelsenkirchen und Bochum in die neue Gesellschaft ein. Als erste neue Linie kam am 16. Oktober 1926 eine Verbindung von Bochum über Hiltrop nach Herne in Betrieb. Sie wurde am 24. Dezember 1926 als „Weihnachtsgeschenk“ bis nach Habinghorst verlängert.

Wirtschaftlich erfolgreich war die neue Gesellschaft nicht. Am 1. Januar 1929 musste als Auffanggesellschaft der „Autobusbetrieb Mark“ gegründet werden. Auch er hatte nur bis 1930 Bestand.

VIER EIGENE LINIEN

In den folgenden Jahren wurden die Linien wieder in eigener Regie von den Verkehrsunternehmen betrieben. Die Gelsenkirchener Strecken erhielten die Liniennummern 20 (Gelsenkirchen – Haverkamp) und 21 (Heßler, Kanzlerstraße – Schalke Markt – Zeche Graf Bismarck), die Bochumer Strecken die Nummern 25 (Bahnhof Bochum-Süd – Querenburg, Eulenbaumstraße) und 26 (Bahnhof Bochum-Süd – Blankenstein). Zu bestimmten Zeiten wurde auch der Hauptfriedhof mit den Linien 25 und 26 bedient.

Stammfahrzeug auf den Linien 25 und 26 war ab 1933 der Ford-Prototyp mit der Nummer 4.

Ein kürzlich bekannt gewordenes neues Foto legt die Vermutung nahe, dass auf den Probewagen 1934 drei weitere Ford-Omnibusse mit den Betriebsnummern 1 bis 3 folgten. Sie wurden vermutlich als Ersatz für die VOMAG-Omnibusse beschafft, von denen Wagen 1 zum Störungsfahrzeug für den Straßenbahnbetrieb umgebaut wurde.

Alle Ford-Omnibusse gingen im Zweiten Weltkrieg verloren.

  • Vermutlich im ersten Betriebsjahr entstand dieses Foto auf der Linie 26 nach Blankenstein.
    BOGESTRA-Fotosammlung / Stadtarchiv - Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte FO 12