Ein wichtiges Städtebau-Projekt, der Bau des neuen Rathauses in Bochum, brachte 1926/27 erneut Güter auf die Straßenbahn.
Für den Bodenaushub des Neubaus wurde ein provisorisches Gütergleis gebaut. Es zweigte an der Ecke Augustastraße / Mühlenstraße vom Streckengleis ab.
Das Aushubmaterial wurde mit Güterwagen vermutlich zum Baulager Hamme an der heutigen Freudenbergstraße gefahren. Dort konnte es bis zur weiteren Verwendung zwischengelagert werden.
Auf dem Foto vom April 1927 ist das Gütergleis am rechten Rand der Baugrube gut zu erkennen (Stadtarchiv, Bochumer Institut für Stadtgeschichte).
SCHAFFNERWEG
1936 wurde für den Bau einer Straßenbahnersiedlung der Bochumer Heimstätten e.G.m.b.H. am Schaffnerweg in Weitmar für den Transport des Baumaterials erneut auf die Straßenbahn zurückgegriffen. Dazu wurde im Verlauf der Strecke nach Oberdahlhausen, in Höhe der Haltestelle „Kamplade“, ein Anschlussgleis für Materialtransporte angelegt.
Der Bau der Siedlung ging auf eine politische Initiative im Jahr 1934 zurück. Ziel war es, den Siedlungsbau zu fördern. 62 Mitarbeitende der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG bewarben sich um eine Siedlungsstelle. Nachdem sie als politisch geeignet eingestuft worden waren, konnten sie sich an dem Projekt beteiligen.
Das kurz vor der Stadtgrenze liegende Grundstück für den Bau der Siedlung erwarb die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG im Mai 1935 für 28.000 Reichsmark. Sie übernahm auch die finanziellen Bürgschaften. Die Erschließungsstraße und die Häuser wurden in Eigenleistung erstellt. Zudem mussten die Siedler je nach Haustyp 8.000 bzw. 10.000 Reichsmark selbst aufbringen.
Im März 1936 begannen die Bauarbeiten. Um das Gütergleis zur Baustelle anzulegen, wurde in der Ruhrstraße eine Kletterweiche verlegt. Von dieser führte das Gleis über einen noch heute erkennbaren Feldweg bis zur Baustelle. Über eine 90-Grad-Kurve wurde der Schaffnerweg erreicht. In diesem wurden das Gleis und die Oberleitung bis zum „Bremkamp“ fortgeführt. So konnten fast alle Baugrundstücke von den Materialzügen erreicht werden.
Sand und Kies für die Siedlung wurden vom Rhein-Herne-Kanal aus Herne geholt. Das Bauholz kam vom Straßenbahnbetriebshof in Witten, der über eine Gleisverbindung zur Reichsbahn verfügte.
Die Ziegel für die Siedlungshäuser lieferten die Zeche „Friedrich der Große“ in Herne und die Hattinger Henrichshütte.
Überliefert ist nur, wie die Ziegel an der Henrichshütte geladen wurden: In einem Streckenabschnitt der Linie nach Blankenstein, der unmittelbar an der Werksmauer der Hütte entlanglief, hatte man für die Straßenbahner-Siedlung eine provisorische Ladestelle geschaffen. Der Güterzug wurde über die Mauer hinweg über eine aus Brettern gefertigte Schütte mit den Ziegeln beladen.