BETRIEBSHOF WIEMELHAUSEN

In den 1920er-Jahren erreichte des Netz der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG seine größte Ausdehnung. Weitere Streckenneubauten waren in Planung.

Vor diesem Hintergrund plante die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG die Konzentration ihrer Fahrzeuge in einem Betriebshof. Beschleunigt wurden die Pläne durch den Wunsch der Stadt Bochum, das gepachtete Grundstück an der Voedestraße als repräsentative Grünfläche vor dem beabsichtigten Neubau des Bergbaumuseums zu nutzen.

Anfang 1925 bot die Stadt deshalb der Straßenbahn ein rund 1,4 Hektar großes Grundstück an der Otto- und Wiemelhauser Straße, der heutigen Universitätsstraße 51, zum Kauf und zum Bau eines neuen Zentralbetriebshofes an.

Die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG nahm das Angebot an – auch mit dem Ziel, die nach Essen ausgelagerte Verwaltung des Verkehrsbetriebes nach Bochum zurückzuholen. Am 15. Mai 1925 feierte man den ersten Spatenstich.

Der neue Betriebshof sollte nicht nur die Aufgabe des Betriebshofes in der Voedestraße ermöglichen. Er öffnete auch den Weg für eine Umnutzung der Betriebshöfe in Altenbochum und Weitmar als Omnibusbetriebshof und Straßenbahn-Hauptwerkstatt.

Am 2. April 1928 wurde der Betriebshof Wiemelhausen nach drei Jahren Bauzeit eröffnet. Von diesem Zeitpunkt an wurden alle Fahrzeuge für die Bochumer Straßenbahnlinien vom neu eröffneten Betriebshof an der Wiemelhauser Straße aus eingesetzt. Zugleich konnte die Verwaltung, die seit dem 1. April 1911 gemeinsam mit der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft (SEG) im Essener RWE-Gebäude residierte, ihren Sitz wieder nach Bochum verlegen. Auch das seit dem Februar 1900 für die Verwaltung der Straßenbahn angemietete Bürohaus an der Herner Straße 29 konnte nunmehr aufgegeben werden.

GRÖSSTER BETRIEBSHOF EUROPAS

Bei seiner Eröffnung war der Betriebshof Wiemelhausen der größte Straßenbahn-Betriebshof in Europa. Die großzügig bemessene Wagenhalle bot Platz für rund 200 Fahrzeuge. Der Betriebshof war von Anfang an darauf ausgelegt, dass kleinere Unterhaltsarbeiten wie das Nachfüllen von Bremssand aus einer zentralen Anlage oder die regelmässige Wagenwäsche vor Ort ausgeführt werden konnten.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die große Wagenhalle schwer getroffen und weitgehend zerstört. Ein Luftangriff am 4. November brachte das gesamte Hallendach zum Einsturz. Nahezu alle zu diesem Zeitpunkt in der Halle abgestellten Triebwagen und Arbeitsfahrzeuge waren verloren.

Der Wiederaufbau des Betriebshofes konnte erst im Laufe des Jahres 1949 abgeschlossen werden. In den folgenden Jahren investierte die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG kontinuierlich in die Modernisierung. In den 1960er-Jahren wurde eine Unterflurwerkstatt in die Wagenhalle integriert. Seit 1963 gab es eine vollautomatische Waschanlage für die Straßenbahnwagen. 1967 wurden die Weichen in der Wagenhalle auf Elektroantriebe umgerüstet.

Der nachfolgende Plan aus dem „Stadtbahn-Betriebskonzept C/D“ von 1979 dokumentiert die umfangreichen Gleisanlagen des Betriebshofes. Interessant ist die in die Wagenhalle integrierte Schleife. Sie durchliefen die Fahrzeuge bei der täglichen Reinigung, dem Auffüllen des Bremssandes und der Wagenwäche. Darüber hinaus ermöglichte Sie auch das Wenden der Einrichtungswagen.

Nach der Auslieferung der ersten M-Wagen ergänzte eine Elektronikwerkstatt die betriebsinternen Wartungsmöglichkeiten. Dafür wurde zwischen 1976 und 1986 der ausgemusterte KSW-Triebwagen 97 genutzt. 1986 wurde er an das Emschertalmuseum in Wanne-Eickel verschenkt.

BETRIEBSHOF UNTER FREIEM HIMMEL

Der Standort Wiemelhausen blieb bis zur Eröffnung des Betriebshofs Engelsburg als Straßenbahnbetriebshof in Betrieb.

Eine kurze, aber bemerkenswerte Episode war die über mehrere Wochen praktizierte Auslagerung der Bochumer Straßenbahnwagen auf die seit dem 26. November 1993 stillgelegten Streckengleise in der Universitätsstraße: Eine statische Untersuchung der Wagenhalle hatte zuvor ergeben, dass in Teilbereichen Einsturzgefahr bestand.

WEITERHIN SITZ DER VERWALTUNG

Die Verwaltung der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG behielt den stadtnahen Standort bei. Die große Wagenhalle jedoch wurde zugunsten einer neuen Wohnbebauung abgetragen.

Das Beitragsbild zeigt den Bochumer Betriebshof am 23. Juli 1959 (Stadt Bochum, Pressestelle).

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  • Diese stark retuschierte Postkarte entstand 1929 nach der Eröffnung des Betriebshofes.
    Heiko-Verlag - Sammlung Dirk Ernesti