Der Betriebshof auf einem Eckgrundstück an der Ecke Herner Strasse / Vödestrasse (heute Am Bergbaumuseum) wurde 1893 zur Eröffnung der Straßenbahnlinie von Bochum nach Herne gebaut. Das auf dem Gelände von Siemens & Halske eingerichtete Bochumer Bau- und Betriebsbüro führte die Postanschrift Vödestrasse 2.
Das Grundstück hatte Siemens & Halske von der Stadt gepachtet. Es wurde zuvor als Weideland und Marktfläche vom städtischen Schlacht- und Viehhof genutzt. Dieser hatte sein Betriebsareal verkleinert und beanspruchte nunmehr nur das Gelände, auf dem später das Deutsche Bergbau-Museum errichtet wurde. Von Anfang an verfügte der Betriebshof über ein Güteranschlussgleis zur Rheinischen Bahnstrecke. Ein Umstand, der insbesondere für die Anlieferung der Kohle für das Kraftwerk ein erheblicher Standortvorteil war.
Zu den neuen Betriebsgebäuden gehörten ein neu errichtetes, überschaubares Verwaltungsgebäude, das von Siemens gebaute Kraftwerk sowie eine nördliche und eine südliche Wagenhalle.
Die ehemaligen Markthallen des Schlacht- und Viehhofes wurden zu Wagenhallen umgebaut. Der zur Eröffnung der Strecke Bochum-Herne genutzte westliche Teil der nördlichen Markthalle bot auf fünf Stellgleisen Platz für 13 Straßenbahnwagen, die notwendigen Werkstatteinrichtungen und Untersuchungsgruben. Zur Erstausstattung der Bahn gehörten gleichwohl anfangs nur fünf Trieb- und vier Anhängewagen.
Mit dem Ausbau des Betriebes wurden weitere Hallen für den Straßenbahnverkehr hergerichtet. Auf der nördlichen Seite wurden acht, auf der nördlichen Seite sechs zusätzliche Stellgleise geschaffen. Eine dritte, aus Backstein errichtete Neubau-Halle mit acht Stellgleisen kam nach der Jahrhundertwende im Anschluss an die südliche Halle hinzu. In diesem Ausbauzustand konnte der Betriebshof 73 zweiachsige Triebwagen und 32 Beiwagen aufnehmen.
Die Gleisanlagen waren überschaubar: Der Betriebshof war über zwei einfach gehaltene Zufahrtsgleise an die Strecke Bochum – Herne angeschlossen.
Ein Gleis führte über die Vödestraße zu einer Einfahrt an der Rückseite der nördlichen Wagenhalle. Über dieses Gleis wurde die zwischen den Hallen angeordnete, manuelle Schiebebühne erreicht, über die die Trieb- und Beiwagen auf die 27 Stellgleise verteilt werden konnten.
Das eigentliche Einfahrtgleis verzweigte sich auf dem Gelände in ein parallel zum Eisenbahn-Anschluss verlaufendes Gleis und ein Gleis mit dem das Ladegleis des Kraftwerkes sowie – über eine zweite Schiebebühne und eine Drehscheibe – zwei Aufstellgleise am Kraftwerk erreicht werden konnten.
In Fortsetzung des parallel zum Eisenbahnanschluss verlaufenden Gleises wurde eine Drehscheibe erreicht. Über sie bestand – als Alternative zur Zufahrt in der Vödestraße über das zweite Stellgleis der südlichen Abstellhalle ein zweiter Zugang zur zentralen Schiebebühne.
Die nachfolgende Bildfolge besteht weitgehend aus Aufnahmen, die um die Jahrhundertwende für Siemens & Halske aufgenommen wurden. Die Historischen Fotos sind bis heute im Siemens Historical Institute erhalten.
STROM AUS DAMPFKRAFT
Das Kraftwerk verfügte über zwei parallel gefahrene Wasserröhrenkessel mit jeweils 72 Quadratmetern Heizfläche. Der Dampf wurde zur Stromerzeugung über zwei liegende Kondensations-Verbunddampfmaschinen geleitet. Die Leistung lag bei jeweils 100 PS. Die zwei über Riemen-Transmissionen und Kupplungen angeflanschten Innenpol-Dynamomaschinen vom Typ J 51 stellten jeweils 70 kW Leistung bei einer Spannung von 550 Volt Gleichstrom zur Verfügung.
Die anschließende Bildfolge zeigt einige Fotos aus den ersten Betriebsjahren des Betriebshofes Vödestraße. Sie sind im Siemens Historical Institute in Berlin erhalten.
NUTZUNG ALS BAULAGER
Nach der Eröffnung des neuen Zentralbetriebshofes Wiemelhausen wurden die Straßenbahnfahrzeuge des Personenverkehrs vom Betriebshof Vödestraße abgezogen. Als Umschlag- und Lagerplatz blieb der Standort – das belegen neu aufgetauchte Bilddokumente – jedoch noch bis zum Abbruch der Hallen im Jahr 1936/37 genutzt.
Die Gebäude und Hallen wurden ab 1928 an lokale Handwerksbetriebe vermietet. Um das Jahr 1936 herum trennte sich die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG von dem Grundstück. An der Stelle der ehemaligen Betriebseinrichtungen der Straßenbahn befindet sich heute die weitläufige Grünanlage vor dem Deutschen Bergbau-Museum.
Die Fotos aus dieser Zeit werden auf dieser Website zum Teil erstmals öffentlich gezeigt. Sie sind im Auftrag des Deutschen Bergbau-Museums entstanden und dokumentieren die Aufgabe und den Abbruch des Betriebshofes in der Zeit vom Februar 1936 bis zum Abbruch der Hallen im Juli und August 1937.