Am 1. August 2005 nahm die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG an der Essener Straße in Bochum den Betriebshof Engelsburg in Betrieb.
Für das Unternehmen war die Eröffnung des neuen Standortes ein wichtiger Schritt zu einer Modernisierung und effizienteren Abwicklung der Betriebsabläufe. Grundlage der Neuplanung war da im Frühjahr 1997 im Aufsichtsrat des Unternehmens beschlossene Werkstättenkonzept, mit dem man einen deutlich wirtschaftlicheren Betrieb und eine hohe Dienstleistungsqualität erzielen wollte.
ALTLASTEN-SANIERUNG
Der Bau des Betriebshofes begann im Januar 2002 mit der Sanierung des rund 102.000 Quadratmeter großen Grundstücks, auf dem von 1875 bis 1961 die Tiefbauzeche Vereinigte Engelsburg Steinkohle gefördert hatte. Zum Teil musste das Erdreich bis auf acht Meter Tiefe abgetragen werden. Darüber hinaus mussten die drei Schächte der Zeche sicher verschlossen werden.
Die ersten Hochbauarbeiten konnten im Herbst 2003 angegangen werden. Anfang 2005 waren die Hochbauten, die Gleisanlagen und Fahrleitungen fertiggestellt. Anfang Juni unternahm der Schienenschleifwagen 677 die ersten Fahrten auf dem Gelände, um den Gleisen buchstäblich den „letzten Schliff“ zu geben.
SYMPHONIKER-KONZERT
Mit einem „Tag der offenen Tür“ wurde der neue Betriebshof am 18. September 2005 der Öffentlichkeit vorgestellt. Am Tag zuvor gaben die Bochumer Symphoniker ein Konzert in der Wagenhalle. In der gesamten Eröffnungswoche, vom 13. bis zum 19. September feierten das Verkehrsunternehmen und die Straßenbahnfreunde das Ereignis mit Straßenbahn-Sonderfahrten. Dazu waren neben dem Fahrzeugpark der Verkehrshistorischen Arbeitsgemeinschaft BOGESTRA e. V. (VhAG) auch Gastfahrzeuge aus Cottbus, Essen, Gotha und Hagen – letzterer aus dem Bestand des Vereins Bergische Museumsbahnen e.V. (BMB) – in Bochum im Einsatz.
EFFIZIENTE ABLÄUFE
Wichtigste Anlaufstelle für die Mitarbeitenden ist das Betriebsgebäude, in dem unter anderem die Aufenthalts- und Sozialräume untergebracht sind.
Das Werkstattgebäude ersetzt die ehemalige Hauptwerkstatt Gerthe. Es dient der Instandhaltung des Fahrzeugparks. Die Werkstattkapazität ist auf rund 100 Straßenbahnwagen ausgelegt. Für kleinere Instandhaltungsarbeiten stehen drei Hallengleise mit sechs Arbeitsständen zur Verfügung. Weitere drei Werkstattgleise sind für größere Arbeiten vorgesehen. Im ersten Obergeschoss beherbergt das Werkstattgebäude unter anderem die Ausbildungswerkstatt.
Im zweigleisigen Wartungsgebäude werden die Straßenbahnwagen während der nächtlichen Betriebsruhe gewaschen und für die Fahrten am kommenden Tag vorbereitet. Der Bereitstellung der Linienwagen dient eine viergleisige Ausfahrtgruppe mit Stellplätzen für acht Niederflurwagen.
Mit Länge von 220 Metern und einer Breite von 40 Metern ist die Wagenhalle das größte Gebäude der Anlage. Sie bietet auf elf Gleisen Platz für mehr als 50 Niederflur-Straßenbahnzüge. Auch die Museumsfahrzeuge der Verkehrshistorischen Arbeitsgemeinschaft sind hier sicher untergestellt.
Die Mitarbeitenden und der Fahrzeugpark der Gleisinstandhaltung und des Fahrleitungsbaus erhielten auf dem Betriebshofsgelände ein eigenes Bauhofgebäude mit Büros, Werkstätten und Garagen.
Für die Energieversorgung das Betriebshofes sorgt ein modernes Blockheizkraftwerk. Begrünte Dächer und Recycling-Kreisläufe für Regen- und Brauchwasser, eine Reststoffsammelstelle.86.000 Quadratmeter Ausgleichsfläche für den zum Bau des Betriebshofes abgeholzten Birkenbestand und ein Fledermaustunnel sorgen für den ökologischen Ausgleich.
In Summe wurden für den Betriebshof Engelsburg rund 70 Millionen Euro investiert.
Nach den Eröffnungsfeierlichkeiten im Betriebshof Engelsburg wurden der Betriebshof Wiemelhausen, die Hauptwerkstatt Gerthe und das Baulager Hamme bis zum Jahresende 2005 schrittweise stillgelegt.
Das Beitragsbild zeigt den Betriebshof Engelsburg auf einem Luftbild aus dem Jahr 2020 (© RVR – dl-de/by-2-0). Der nachfolgende Auszug aus dem aktuellen Stadtplanwerk Ruhrgebiet (© RVR und Kooperationspartner 2022 – dl-de/by-2-0) erklärt die Gleisanlagen und die Lage der Gebäude.