1912 konnte der Wirt des „Restaurants zur Eisenbahn“, der Gastronom und Unternehmer Josef Strothe, von der Bahn das Betriebsgebäude der Eisenbahn-Betriebsinspektion mit Grund und Boden erwerben. Auf dem recht großen, zentral gelegenen Grundstück errichtete er in den folgenden zwei Jahren einen prächtigen Neubau: den „Handelshof“.
Bereits unmittelbar nach der 1914 erfolgten Eröffnung entwickelte sich der Bahnhofsvorplatz zu einem zentralen Platz in Bochum. Bis auf die Linien der West-Ost-Achse hielten hier alle Straßenbahnlinien: entweder auf den Gleisen der Endstellen auf dem Bahnhofsvorplatz oder in der Bahnhofstraße. Vor oder nach einer Fahrt mit der Bahn kehrten die Reisenden in einer der Gaststätten oder in einem Hotel am Bahnhof Bochum-Süd auf eine Erfrischung oder als Hotelgast ein.
Aus diesem Grund wurden der „Handelshof“ und sein Umfeld zum zentralen Motiv zahlreicher Postkarten. Ältere Ansichten zeigen an der Stelle des „Handelshofes“ noch das Gebäude der Königlichen Eisenbahn-Betriebsinspektion. Zuletzt wurde es als Geschäftsstelle von der Städtischen Sparkasse genutzt.
In den ersten Plänen für den Neubau hatte Josef Strothe neben dem Hotelbetrieb, mehreren gastronomischen Betrieben und Geschäftslokalen auch den Bau einer Bade- und Kuranstalt vorgesehen. Auf letztere wurde am Ende dann doch verzichtet. Im Jahr der Eröffnung gab es im Handelshof das gleichnamige Hotel, ein Café und eine Billardhalle.
Im Zeiten Weltkrieg wurde auch der „Handelshof“ schwer beschädigt. Bald nach Kriegsende entstand er in modernisierter Form neu.
Mitte / Ende der 1950er-Jahre gab die auf dem Dach des neuen „Handelshofes“ montierte Lichtwerbeanlage – „Treffpunkt Bochum – Schaufenster des Reviers“ auch dem Haus einen neuen Namen: Treffpunkt. In modernisierter Form besteht die Lichtwerbung bis heute, jetzt mit der Botschaft „TREFFPUNKT BOCHUM – BERMUDA3ECK“.
VERÖDUNG
Dabei blieb es: Nach der Verlegung des Bochumer Hauptbahnhofs wurde es am „Handelshof“ merklich ruhiger. Der Beginn des Stadtbahnbaus, für den auf dem Berliner Platz und am Engelbertbrunnen große Baugruben entstanden, verschlechterte zusehend die Situation des Viertels.
Nach dem Abschluss der Arbeiten und der Verfüllung der Baugruben präsentierte sich der Berliner Platz als trostloses Areal, weit abgeschlagen vom pulsierenden Geschäftsbetrieb am Husemannplatz, im Verlauf der mittleren Kortumstraße, an der Bongardstraße und in Teilbereichen der Huestraße.
REVITALISIERUNG
Ende der 1970er-Jahre jedoch kamen drei Entwicklungen zusammen, die Bochum in den folgenden Jahrzehnten zu einer der lebenswertesten Städte im Ruhrgebiet machen sollten:
Unter Peter Zadek und Claus Peymann entwickelte sich das Bochumer Schauspielhaus zu einem der wichtigsten Schauplätze der deutschen Theaterszene. Die Bochumer Kinobetriebe, insbesondere das Union-Kino am Engelbertplatz konnten mit hochwertigem Programmkino zunehmend junge Menschen begeistern. Engagierte Gastronomen erweckten den „Handelshof“ und die benachbarten Gastronomiebetriebe mit angesagten, jungen Gastronomiekonzepten zu neuem Leben.
Im Zentrum dieser Entwicklung steht die Eröffnung der Créperie „Mandragora“ am 13. Oktober 1977 im Bochumer Handelshof. Gründer waren der Student Leonardo Bauer, der Bühnenbildner Jan Moewes und der Hobbykoch Nikolaus Tschopp. Zum Konzept gehörten und gehören bis heute der Biergarten auf dem Berliner Platz und Livemusik.
Auf dem großzügig angelegten Berliner Platz, der seit dem 1. Januar 1979 „Konrad-Adenauer-Platz“ heißt, und in der Kortumstraße gestattete die Stadt der Gastronomie zunehmend die Nutzung von Teilen der zuvor kaum genutzten Fußgängerzone. Heute stehen hier in den Sommermonaten rund 4.000 Außensitzplätze zur Verfügung. Ein Teil dieser „Biergärten“ ist ganzjährig offen.
Über zehn Entertainmentbetriebe, 88 Gastronomiebetriebe und das im Oktober 2016 eröffnete „Anneliese Brost Musikforum“ ziehen aktuell rund vier Millionen Menschen pro Jahr in das „Bermuda Dreieck“ – oder neu „Bermuda3eck“. In Summe können die Betriebe im Sommer zwischen 7.000 und 8.000 Sitzplätze anbieten. Je nach Saison kümmern sich 1.600 bis 2.000 Beschäftigte um die Gäste.
Das Beitragsbild aus dem Dortmunder Verlag Hermann Lorch (Sammlung Ludwig Schönefeld) entspricht dem „ersten Eindruck“ der Reisenden, die per Bahn in Bochum ankamen. Es zeigt den Bahnhofsvorplatz zu Beginn der Zwanziger Jahre. Die Bildfolge gibt einen guten Überblick über den „Handelshof“ und sein Umfeld bis zum Beginn des Stadtbahnbaus.
Auf dem letzten Bild, einer Anfang der 1960er-Jahre verkauften Postkarte aus dem Hamburger Verlag Arthur F. Krüger, ist sehr schön die Wendeschleife zu sehen, die Mitte der 1950er-Jahre für die auf der Linie 2 eingesetzten Großraumzüge angelegt wurde. Zeitgleich wurde die nach dem Krieg dreigleisig angelegte Endstellenanlage in der Viktoriastraße zurückgebaut.