Mit der Übernahme der Insolvenz geratenen Westfälischen Straßenbahnen GmbH übernimmt die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG zum 1. Januar 1938 auch deren Fahrzeugpark.
Die Trieb- und Beiwagen der ehemaligen Märkischen Straßenbahn Witten sind zu diesem Zeitpunkt bereits bis auf einige Arbeitswagen ausgemustert.
Übernommen werden die zwischen 1908 und 1913 von Busch und Krupp gebauten Triebwagen der ehemaligen Bochum-Castroper Straßenbahn (Triebwagen 1 bis 13 in zweiter Besetzung), die 1908 von der Waggonfabrik Falkenried gebauten Triebwagen der ehemaligen Straßenbahn der Stadt Herne (Triebwagen 14 bis 16 in zweiter Besetzung) und die 1907 ebenfalls von der Waggonfabrik Falkenried gebauten Triebwagen der ehemaligen Kommunalen Straßenbahn Landkreis Gelsenkirchen (Triebwagen 71 bis 89 in zweiter Besetzung).
UERDINGER
Den 1912/13 von der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG beschafften Triebwagen aus der Waggonfabrik Uerdingen sehr ähnlich waren neun 1913 und 1914 gelieferte Uerdinger-Triebwagen (Triebwagen 19 bis 38 in zweiter Besetzung).
Triebwagen 19, der erste Wagen dieser Lieferung, ist auf dem als Beitragsbild verwendeten Katalogfoto der Waggonfabrik Uerdingen zu sehen (Sammlung Ludwig Schönefeld). Die Triebwagen der Westfälischen Straßenbahn waren für den Überlandverkehr vorgesehen. Vor allem das Fahrwerk war dementsprechend stabil ausgelegt.
Die ebenfalls von der Waggonfabrik Uerdingen gebauten Beiwagen der Baujahre 1914 bis 1920 (Beiwagen 444 bis 451) hatten im Vergleich zu den Triebwagen ein sehr eigenständiges Design. Weitere drei Beiwagen des Baujahres 1919 waren ebenfalls aus Uerdingen geliefert worden. Sie hatten aber wieder das traditionelle Laternendach (Beiwagen 371 bis 373).
WÜSTENSCHIFFE
Bemerkenswerte Fahrzeuge waren die 1925 und 1926 von der Waggonfabrik Uerdingen gelieferten Triebwagen 41 bis 51. Sie waren mit 11,96 Metern ungewöhnlich lang. Der von Krupp entwickelte Kardanantrieb und die radiale Kurveneinstellung der Achsen waren innovativ. Da die Triebwagen aufgrund des langen Wagenkastens zum Schaukeln neigten, erhielten sie von den Straßenbahnern den Beinamen „Wüstenschiff“.
Nach dem zweiten Weltkrieg waren nur noch drei Fahrzeuge im Bestand, von denen gleichwohl nur ein Fahrzeug nach einem Umbau zum Lenk-Dreiachser bis 1962 überlebte (Triebwagen 187).
STAHLWAGEN
Die letzte Fahrzeugbeschaffung der Westfälischen Straßenbahnen GmbH waren 1929 die für den Ausbau des Wittener Netzes von der Düsseldorfer Waggonfabrik beschafften Stahl-Triebwagen 61 bis 70. Sie blieben bis auf einen Kriegsverlust bis zu Mai 1968 bei der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG im Betrieb. Die Waggonfabrik Uerdingen lieferte 1929 noch einmal fünf zu den Stahl-Triebwagen passende Beiwagen (Beiwagen 436 bis 441).